: Eng gelistet
Die Grünen drängen sich um die raren Mandate. Hinter Künast wollen Promis wie Klotz und Wieland antreten
Am Tag nach dem Super-GAU in Nordrhein-Westfalen glühten beim Berliner Landesverband der Grünen die Telefondrähte heiß. Die Nachricht, dass es im Herbst Bundestagswahlen gibt, hat alle kalt am Bildschirm erwischt. Aber die Reihen formieren sich. Bei der Bundestagswahl 2002 hatten die Grünen bundesweit 8,6 Prozent eingefahren – in Berlin gar 14,6 Prozent. 5 Millionen Arbeitslose hin oder her, am letzten Wahlerfolg will man sich im kommenden Herbst wieder messen. „Wir setzen auf eine enge Zusammenarbeit mit der Bundesebene und weniger auf eigene Botschaften“, so die Landesvorsitzende Almut Tharan. Angeführt werden soll die Landesliste von Renate Künast, alles Weitere ist offen. Die Verbraucherschutzministerin ist parteinintern unumstritten, prominent, was ihre Außenwirkung angeht. Mit ihrem Spezialgebiet, Kinder und Ernährung, gesundes Leben, Verbraucherschutz, gilt sie als das ideale Zugpferd.
Wer noch einen Platz auf der Landesliste bekommt, wird irgendwann im Sommer von der Mitgliederversammlung entschieden. Als aussichtsreich gelten nur die ersten drei Plätze. Diese belegen neben Künast bisher Werner Schulz und Franziska Eichstädt-Bohlig. Der Vierte im Bunde ist Christian Ströbele, der – ohne auf der Landesliste abgesichert zu sein – 2002 in seinem Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg ein Direktmandat geholt hatte (siehe Interview).
Eichstädt-Bohlig kündigte gestern an, dass sie nach drei Legislaturperioden nicht erneut kandidieren werde. Dadurch steigen die Chancen für die Vorsitzende der grünen Abgeordnetenhausfraktion, Sibyll Klotz. „Ich könnte mir eine Kandidatur vorstellen“, bestätigte die Arbeitsmarktspezialistin gestern. Auch Wolfgang Wieland, einst Fraktionschef und Kenner der Berliner Innenpolitiker, zieht es in die Bundespolitik.
Im Mittelpunkt der Wahlkampfes, sind sich Klotz und Wieland einig, müssten die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und die Zukunft der sozialen Sicherungsysteme stehen, aber auch das Werben um Weltoffenheit und Toleranz. „Wir müssen die ganze Hässlichkeit der Gelb-Schwarzen aufzeigen“, so Wieland. PLUTONIA PLARRE