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Wenn der Tod auf der Straße eine Lücke reißt

Es wird kalt da draußen, in der Ottenser Hauptstraße bauen sie schon die rot gestrichenen Buden für den Weihnachtsmarkt auf. Diese eine Stelle aber, wo die vielen Blumen und Lichter an einem Laternenpfahl stehen, bleibt unberührt. Pas­san­t:in­nen halten an, lesen die Botschaften, fotografieren mit ihren Handys: klick.

Die Fotos verbreiten sich über soziale Netzwerke, die Lokalpresse springt auf. Hier, an dieser Stelle, saß viele Jahre Sergey, wir wissen nun, wie er hieß. Ein diskreter Bettler, er hatte nur einen Arm, er saß auf einem Stück Pappe und nickte zum Dank, wenn Geld in seinen Becher fiel. Sergey ist tot. Freunde und Familie sammeln jetzt für die Überführung nach Bulgarien.

Hamburg-Ottensen

35.500 Ein­wohner*innen,

liegt zwischen dem Bahnhof Altona und den Elbvororten. Die Ottenser Hauptstraße ist die Flaniermeile des Viertels.

Es wird geredet. Er war ja gar nicht obdachlos, erfahren wir in den Chats, er schlief bei Bekannten. Er hatte auch einen Enkel in Hamburg. Es kommen Fragen: Wer sammelt denn das Geld? Müsste nicht das Sozialamt? Was ist mit der Botschaft? Man wird wohl noch fragen dürfen. Er habe, heißt es aus der Familie, nach seinem letzten Urlaub nicht in Bulgarien bleiben wollen. Er meinte, er werde in Altona gebraucht. Daniel Wiese

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