Schiffsbauer hoffen wieder auf Russland

WADAN-WERFTEN Gläubigerausschuss der Firma stimmt Verkauf an Investor Igor Jussufow zu

HAMBURG taz | Die insolventen Wardan-Werften bekommen trotz weltweiter Schiffsbaufkrise eine neue Chance. Die Teilrettung des Unternehmens steht, wie ein Sprecher des Insolvenzverwalters Marc Odebrecht mitteilte. Der Gläubigerausschuss stimmte am Montag in Schwerin dem Verkauf der Werften in Wismar und Rostock-Warnemünde an den russischen Investor Igor Jussufow zu. Der frühere Energieminister und Aufsichtsrat von Gazprom will lediglich 40,5 Millionen Euro für die beiden Hochtechnologie-Werften zahlen und nur 1.200 der zuletzt knapp 2.500 Arbeitsplätze garantieren. Höchstens sollen 1.600 Stellen erhalten bleiben.

Die Schweriner Landesregierung von Erwin Sellering (SPD) hat dem Verkauf zugestimmt. Mecklenburg-Vorpommern ist neben dem Bund der größte Gläubiger der Werften. Doch staatliche Bürgschaften und Kredite hatten die Insolvenz nicht verhindern können, da Auftraggeber wie die schwedische Fährreederei Stena Line zurücktraten. Viele deutsche Werften hatten während der Hochkonjunktur riskante Verträge abgeschlossen, aus denen Reeder leicht wieder aussteigen konnten.

Hoffnungen hatte die Politik auch beim Einstieg des bisherigen, ebenfalls russischen Werft-Besitzers Andrei Burlakow geäußert. 2008 hatte der staatsnahe russische Fonds FLC West mit Burlakow an der Spitze die Mehrheit vom norwegischen Aker-Verbund für 292 Millionen Euro gekauft. Auch damals setzte man darauf, dass Russlands verschlissene Handelsflotte erneuert werden muss. Tatsächlich zog der Fonds nicht einen neuen Auftrag an Land, und obwohl noch im ersten Halbjahr mehr als 200 Millionen Euro an staatlich verbürgten Krediten ins Unternehmen flossen, war es im Juni zahlungsunfähig.

Jutta Blankau, Vorsitzende des IG-Metall-Bezirks Küste, begrüßt das Engagement Jussufows. Vertreter der Investorengruppe hätten sich im Gespräch als „äußerst kenntnisreich im Schiffbau“ erwiesen, ihr Konzept biete eine langfristige Perspektive. „Ich setze darauf, dass wir mehr Arbeitsplätze erhalten können.“ Die Konzentration auf Spezialschiffe böte gute Aussichten, mittelfristig deutlich mehr als die avisierten 1.600 Arbeitsplätze zu erhalten, glaubt die Gewerkschaftsvertreterin.

HERMANNUS PFEIFFER