: Niedersachsen fehlen Hausärzte
Die Grundversorgung im Flächenland hat Lücken. Dabei sind die Patienten älter und werden öfter krank
Allein in Niedersachsen fehlen derzeit 549 Hausärztinnen und Hausärzte. Den größten Bedarf gebe es in den Regionen Salzgitter (24 freie Sitze), Wolfsburg (18), Papenburg (17,5), Syke (17,5), und Buxtehude (16), teilte die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen in Hannover anlässlich eines Symposiums zur ambulanten medizinischen Versorgung im Land mit.
Mitte des vergangenen Jahres waren landesweit 523 Hausarzt-Sitze unbesetzt. „Die Zukunft vieler Arztpraxen in Niedersachsen ist ungewiss“, warnte Eckart Lummert, der Vorsitzende der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen. Das begründete er vor allem mit der Altersstruktur der Ärzte und Psychotherapeuten.
„Das Durchschnittsalter unserer 16.885 Mitglieder liegt bei 54,6 Jahren. Viele Ärztinnen und Ärzte gehen in den kommenden zehn Jahren in den Ruhestand“, sagte Lummert. „Gleichzeitig kommen nicht genügend nach.“ Wegen der geburtenschwachen Jahrgänge und der „starren Zugangsregelungen zum Medizinstudium“ fehlten junge Ärztinnen und Ärzte.
Rein rechnerisch könnten sich vor allem auf dem Land Hausärzte niederlassen, sagte der Vize-Vorstandschef der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, Thorsten Schmidt. „Die große Herausforderung besteht darin, die freien Sitze auch tatsächlich zu besetzen.“
Lummert betonte: „Viele Bürgerinnen und Bürger finden keine Hausärzte mehr, die sie aufnehmen, oder müssen lange auf einen Termin warten.“ Grund sei, dass viele Mediziner keine Kapazitäten hätten – auch weil es zu wenig erfahrene Medizinische Fachangestellte gebe. „Dadurch fehlt es vielen Praxen an Personal. Die Sprechstundenzeiten müssen eingeschränkt werden“, erklärte er. Zudem gebe es mehr alte Patienten, und die würden öfter krank.
Schmidt forderte erneut, für mehr Medizinstudienplätze zu sorgen. Nach Berechnungen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung werden in Niedersachsen jedes Jahr 470 Medizinstudienplätze zusätzlich gebraucht, wie er sagt. „Davon sind wir weit entfernt.“ (dpa)
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