berliner szenen
: Noch ein neuer Zähler?

An dieser Stelle habe ich schon mehrfach über Kommunikationsprobleme aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse geschrieben. Keinesfalls möchte ich missverstanden werden. Ich freue mich über alle, die in unserem Land ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten. Einzig: Das macht die Verständigung nicht unbedingt einfacher. Das ist vermutlich Wasser auf den Mühlen derjenigen, die meinen, „die sollen doch einfach mal Deutsch lernen“. Während sie selber vielleicht gerade mal ein bisschen Englisch radebrechen können. Aber das ist Theorie.

Die Praxis sieht so aus: Morgens um acht klingelt es an der Tür. Ich bin sehr spät dran und noch nicht richtig angezogen. Mache aber trotzdem auf. Wer morgens um acht klingelt, will was Wichtiges. Vor der Tür steht ein Mann jenseits der fünfzig, mit Brille und Werkzeugkoffer. „Ich komme von Ista“, sagt er. Ah, der Wasserzählerableser! „Kommen Sie rein“, sage ich. Er zögert. Vermutlich, weil ich noch im Schlafanzug bin. Aber er muss ja trotzdem seinen Job machen. Und dazu muss er eben in mein Badezimmer. Ich weise ihm den Weg dorthin, und kaum ist er hinter der Tür verschwunden, ziehe ich mich schnell fertig an. Dann muss er noch mal „zwei Minuten zum Auto“. Ich nutze die Zeit und hole meine Kosmetik aus dem Bad in die Küche. Als ich mir gerade über der Küchenspüle die Zähne putzen will, ist das Wasser weg. Kurz darauf höre ich laute Geräusche, der Mann baut den Wasserzähler aus.

Jetzt muss ich doch mal intervenieren. „Entschuldigung, bekommen wir einen neuen Zähler? Wir haben erst letztes Jahr einen neuen bekommen.“ Der Mann sieht mich an. Er zuckt mit den Schultern. Es ist relativ klar, dass er mich einfach nicht versteht. Deswegen haben wir jetzt schon wieder einen neuen Wasserzähler. Es ist der dritte in drei Jahren. Gaby Coldewey