kritisch gesehen
: Überdreht und pseudohipp

Im Film „Broke. Alone. A kinky love story“ wird eine Kunststudentin während ihrer Corona-Quarantäne zum Camgirl

Oft sagt schon der Titel viel über einen Film aus. „Broke. Alone. a kinky love story“: Das soll cool klingen, ist aber zu bemüht – für eine deutschsprachige romantische Komödie. Das ist der Knackpunkt dieses Spielfilms über Sarah, eine quirlige junge Frau, die in Coronazeiten unter Quarantäne in ihrer Wohnung „Kunst“ macht, aber kurz vor der Zwangsräumung steht. Denn ihr Ex-Freund hat das für die Miete bestimme Geld für Sexseiten im Internet ausgegeben. Sie beginnt selbst als Camgirl vom Bett aus Geld zu machen. Und das ist im Grunde schon der Plot – es gibt noch einen dauerüberlegenen Vater, eine gute Freundin und deren Bruder, der seit der Kindheit in diese Neo-Pippi-Langstrumpf (ganz viele Zöpfe) verknallt ist und sich so dumm anstellt, dass die beiden sich erst nach 94 Filmminuten in den Armen liegen.

Kinky, also etwa: „pervers, seltsam, abartig“, ist die Chose wegen der Netzauftritte der Heldin, die gut ein Drittel des Films ausmachen. Und seltsam ist es tatsächlich, wie keusch und unerotisch sie Masochisten, Fußfetischisten, Machos, die den eigenen Penis anbeten, und schüchternen Mama-Jungs das sexy Girlie vorspielt. Blank gezogen wird nur in den Dialogen und Regisseurin Anna Unterweger ist sich nicht zu schade, mit dem Trick des Cuts ganz kurz vor der Nackigkeit zu arbeiten.

Ausgeflipptes Rumhüpfen

Stattdessen wird zelebriert, wie ausgeflippt, rebellisch und originell die Heldin ist. Ihren Freund und dessen Sexualpartnerin jagt sie mit Schüssen aus einer Paintball-Waffe aus der Wohnung und in zu langen Montagen ist sie betrunken, bekifft oder hüpft einfach nur in komischen Kostümen in der Wohnung herum.

Nora Islei spielt die Rolle der Sarah immerhin mit viel Körpereinsatz und Energie, und wenn sie doch mehr wie eine überdrehte Aufziehpuppe wirkt, liegt dies am seltsamen Konzept des Films und an der pseudohipen Regie. Vielleicht ist der Film darum so manisch und hermetisch, weil er nicht nur während der Corona-Epidemie spielt, sondern auch 2022 gedreht wurde, in Heide, St. Peter Ording, Süderheistedt und Hamburg.

Film

„Broke. Alone. A kinky love story“. Regie Anna Unterweger, Deutschland 2024, 79 Minuten. Der Film läuft seit dem 19. 9. in den Kinos

Wie die Protagonistin bleibt der Film fast immer in der einen Wohnung und so entwickelt sich ein ungesunder Innendruck, den Anna Unterweger mit all der knalligen Buntheit und hektischen Betriebsamkeit nicht kaschieren kann. Wilfried Hippen