: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
„Einige Besucher sagen, der Eintritt hätte sich allein für den Kentridge gelohnt“, so ein Mitarbeiter des Martin-Gropius-Baus, der mir im ersten Stock noch schnell einen Touchscreen wieder einschaltet, bevor die Ausstellung „ARTundPRESS“ für diesen Tag schließt. Ich freue mich über diese Info, danke und scrolle eilig, ohne im Kreis über den Balkon laufen zu müssen. Werke von Paul Cézanne bis Zille glitschen mir durch die Hände. Ihnen gemein ist eine Zeitung in jedem Bild. Kurz, alles, was eine Zeitung hochhält, ist hier zu finden. Überhaupt scheint die Ausstellung eher eine Hochlobpreisung der Printzeitung zu sein. Internet, Fernsehen? Fehlanzeige. Also vielleicht doch ein monotones Sterbelied? Monoton auch die vorgegebenen Interpretationen, durch die man angeregt werden soll, darüber nachzudenken, wann Dokumentation endet und Interpretation beginnt. Dazu liegen an jeder zweite Ecke Zeitungsstapel. Um eine journalistische Fehlinterpretation geht es eigentlich nie. Kenne ich ja. Passiert mir auch nie. Selbst Olaf Metzel hat statt seiner bissigen Art mit „Und dann noch das Wetter …“ lediglich ein spitzbübiges Blinzeln übrig. Mit großem Aufwand wurde eine enorme Skulptur entwickelt, die unwichtige Nachrichten auf Blechen präsentiert, die an langen Stäben einerseits an das Papierausgangsprodukt Baum, andererseits an einen Autounfall erinnern. Polkes Serie „Original + Fälschung“ von 73 nimmt die Entwicklung, die der Zeitungsmarkt seit dem Internet zu vollziehen hat, bereits vorweg. Keines der folgenden Werke kann dem Gebiet der Urheberrechte noch etwas hinzufügen. Und dann sind wir auch schon bei Kentridges „Black Box“, mit der er multimedial und transkulturell den ersten Genozid des 19. Jahrhunderts, den durch die Deutschen an den Herero in Namibia vollzogenen Völkermord und dessen mediale Inszenierung, fokussiert. Toll!
■ „ARTundPRESS“, bis 24. Juni, tgl. 10 bis 19 Uhr, Niederkirchnerstr. 7, Eintritt 9/5 Euro; Veranstalter: Stiftung für Kunst und Kultur e.V. Bonn, Infos: www.artandpress.de; von der App ist abzuraten, da zu viele technische Fehler