taz🐾lage
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Ich bin diesmal kein taz-Blindtext

Möglicherweise haben Sie es auch bemerkt: „Ich bin ein taz Blindtext“, so fing in der Dienstagsausgabe ein Artikel auf unseren Wirtschaftsseiten an, für die ich an diesem Tag verantwortlich war. Wo eigentlich der Text unseres EU-Korrespondenten zum gefloppten Coronaaufbaufonds stehen sollte, stand nur Blindtext. Das ist ein Platzhalter, der zeigt, wie die Seite später aussieht, wenn sie denn mit echten, von Autoren geschriebenen Zeilen gefüllt wird.

Viele Zeitungen nutzen das bekannte „Lorem Ipsum“. Wir bauen jedoch lieber auf philosophischem als altsprachlichem Fundament, unser Blindtext ist ein Wesen: „Ich weiss, dass ich nie die Chance haben werde, in taz zu erscheinen“, sinniert er. Na ja, jetzt schon.

Nicht freiwillig allerdings, vorangegangen war dem Ganzen ein eigentlich heldenhafter Kampf von Layout und EDV. Tatsächlich war es so: Kurz vor Seitenschluss, also wenn die Seite an die Druckerei geschickt werden muss, stürzte sie ab. Unser Layouter hatte Schweißperlen auf der Stirn als er eine komplett graue Seite vor sich hatte. Die Erleichterung war groß, als alles wieder eingerichtet war – so schien es.

In der Vorschau sah alles gut aus. Doch letztlich übrig blieb doch der Blindtext oben auf der Seite 8. Schuld am Chaos war ein Bug im System. Der soll nun laut EDV beseitigt sein, aber diese kleinen Käfer finden halt doch immer wieder Lücken. Zugegeben, es braucht ein paar Tage Abstand, um es mit Leichtigkeit zu nehmen. Schon vergessen der kurze Herzstillstand am Dienstagmorgen. Bleibt nur die Hoffnung, die der Blindtext selbst hegt: „Oft wird man gar nicht erst gelesen.“

Leila van Rinsum