: Castor kommt, Protest wächst
Der Widerstand gegen die ab Montag rollenden Atommülltransporte nach Ahaus wird stärker: In Köln und am Nadelöhr Bad Oeynhausen wird verstärkt mobilisiert, die Grünen rufen zu Protesten auf
VON ANDREAS WYPUTTA
Der Widerstand gegen die Castor-Transporte aus dem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor Rossendorf ins Zwischenlager Ahaus wächst. In Köln mobilisiert die Anti-Atom-Initiative Gegenstrom verstärkt zu Protesten im Münsterland, und in Bad Oeynhausen wurde vor wenigen Wochen das Anti-Atom-Plenum Ostwestfalen neu gegründet. „Wir rufen alle Bürgerinnen und Bürger zu Protesten gegen diese unsinnigen und gefährlichen Atommülltransporte auf“, sagt der Kölner Roland Schüler von Gegenstrom.
Der erste der drei LKW-Transporte wird am Montag in Rossendorf bei Dresden starten. Dies bestätigt die sächsische Polizei. Eine Uhrzeit wurde aber nicht genannt. Damit dürften die ersten sechs Castoren in der Nacht von Montag auf Dienstag ab ein Uhr vor dem Ahauser Brennelemente-Zwischenlager (BZA) eintreffen. Die Behälter vom Typ MTR-2 enthalten 951 Brennelemente sowjetischer Bauart mit einem Gesamtgewicht von 349 Kilogramm, darunter 54,6 Kilogramm kernwaffenfähiges Uran 235 und zwei Kilogramm hochgiftiges Plutonium.
Neben zentralen Protesten vor dem BZA wollen die Anti-Atom-Initiativen mit verschiedensten Aktionen „sehr flexibel“ auf den möglichen zwei Transportrouten gegen die Atommülllieferungen demonstrieren. Allein im Nadelöhr Bad Oeynhausen, wo die Castor-LKW über die B61 mitten durch Stadt rollen müssen, werden hunderte Demonstranten erwartet. Unterstützung kommt auch aus dem Norden und Osten: „Viele norddeutsche Initiativen mobilisieren gezielt nach Oeynhausen“, sagt Matthias Eickhoff von der Gruppe Widerstand gegen Atomanlagen aus Münster. Gegen die vorhergehenden Castortransporte hatten 1998 mehr als 10.000 Menschen demonstriert.
Auch die Grünen in Nordrhein-Westfalen und Sachsen unterstützen wie die PDS die Proteste gegen die „unsinnigen“ Transporte – die Ahauser Lagerhalle ist nicht sicherer als die in Rossendorf, bietet keinerlei Schutz etwa gegen Flugzeugabstürze. Dafür schätzt NRW-Innenminister Fritz Behrens (SPD) die Kosten allein für den Polizeieinsatz auf über 50 Millionen Euro. Bei einem Transport in ein noch zu bauendes Endlager würden weitere Millionen fällig. „Wir rufen alle Orts- und Kreisverbände zu Protesten in Ahaus auf“, so Rüdiger Sagel, atompolitischer Sprecher der Grünen im Düsseldorfer Landtag.
Selbst Pannen bei der Beladung der Castoren versuche die sächsische Staatsregierung zu vertuschen, kritisiert Felix Ruwe von der Bürgerinitiative Kein Atommüll für Ahaus: Zu fest angezogene Schrauben könnten die Dichtungen der Behälter zerstört haben. Völlig unklar sei auch, was etwa im Fall eines Unfalls mitten auf der Autobahn geschehen soll. Sachsens Umweltminister Stanislaw Tillich (CDU) wiegelt dagegen ab: Die Gefährdung sei gering, in NRW herrschte eine durch die Grünen geschürte „nicht gerechtfertigte Hysterie“.
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