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Überforderte Köpfe

Fordern, fordern, nichts als Forderungen überall

Dummyfoto: reuters

Nach Amok- oder Terrortaten wie in der Klingenstadt Solingen jetzt ist das kleine Wörtchen „fordert“ stets das meist geforderte der Stunde. Immer ergänzt mit irgendeinem Politikernamen. Kleine Auswahl vom Montag aus den Nachrichtentickern gefällig? Bitte schön: „Scholz fordert“ oder „Wüst fordert“ oder „Merz fordert“ oder „Wegner fordert“ oder „Wagenknecht fordert“ oder „Voigt fordert“ oder „Weidel fordert“ oder „Reul fordert“ und so weiter und so fort. Dabei ist es auch egal, welche Forderung die Forderer genau erheben. Hauptsache, fordern. Ziel ist es, die eigene Überforderung zu überdecken. Denn selbstverständlich führen 99 Prozent der Schnellschüsse auf dem Forder-Basar zu nichts, weil sie entweder nicht praktikabel oder juristisch mindestens fragwürdig sind. Aber wenn schon nichts getan werden kann, muss wenigstens gefordert werden, lautet die forsche Devise. Wir stellen hier auch nicht die wohlfeile Forderung nach Besinnung auf, Besinnlichkeit gehört in die kirchliche Kuschelgruppe. Aber etwas mehr Verstand fordern wir schon ein. Wohl wissend, dass wer Köpfe fordert, meist nur schlecht gelüftete Oberstübchen bekommt.

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