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Archiv-Artikel

Spekulationen um Sarkawi

Die irakische Regierung bestätigt Berichte über eine Verletzung des Al-Qaida-Führers. Im Internet wird die Berufung eines Stellvertreters bekannt gegeben und dann dementiert. Offensive im Westen

BAGDAD/AMMAN ap/rtr ■ Der Al-Qaida-Führer im Irak, Abu Mussab al-Sarkawi, ist nach Informationen der Regierung in Bagdad verwundet. Über die Schwere seiner Verletzungen sei jedoch nichts bekannt, erklärte Innenminister Bajan Dschabr gestern. „Wir sind nicht sicher, ob er tot ist oder nicht, aber wir sind sicher, dass er verletzt ist“, sagte Dschabr. Auch Verteidigungsminister Saadun al-Duleimi bestätigte entsprechende Informationen.

Unter dem Namen von Abu Majsara al-Iraki, der bereits in früheren Mitteilungen als Sprecher der al-Qaida im Irak in Erscheinung trat, war bereits am Dienstag eine Erklärung im Internet aufgetaucht, wonach al-Sarkawi verwundet sei.

Widersprüchliche Mitteilungen über den jordanischen Extremistenführer sorgten gestern für Verwirrung. Am Morgen wurde im Namen von al-Qaida im Irak eine Erklärung im Internet veröffentlicht, der zufolge die Gruppe einen Stellvertreter für Sarkawi berufen habe. Wenig später erschien auf einer anderen Website ein Dementi unter dem Namen von al-Iraki.

„Wir dementieren alles, was über die Ernennung des so genannten Abu Hafs oder irgendjemandem mit einem anderen Namen gesagt worden ist“, hieß es in der zweiten Erklärung. In der morgendlichen Mitteilung war der neue Stellvertreter als Abu Hafs al-Gerni identifiziert worden. In dem Dementi hieß es, alle Muslime wüssten, dass nur Abu Majsara al-Iraki Informationen im Namen der al-Qaida verbreiten dürften.

Zu der Natur der Verletzung al-Sarkawis äußerte sich am Mittwoch der Autor einer dritten Mitteilung, der sich al-Chalidi nannte. Er erklärte unter Berufung auf „Brüder, die dem heiligen Kriegern im Irak nahe stehen“, dass al-Sarkawi Schussverletzungen an der Lunge erlitten habe. Er sei in ein Nachbarland des Iraks geflohen und werde von zwei arabischen Ärzten begleitet. Diese Erklärung war am Mittwoch von mehreren Lesern als nicht von al-Qaida autorisiert angegriffen worden.

Al-Sarkawi hat sich zu zahlreichen Angriffen auf irakische Zivilpersonen und Sicherheitskräfte sowie zu Entführungen und Enthauptungen von Ausländern bekannt. Für seine Ergreifung ist eine Belohnung von 25 Millionen Dollar (20 Millionen Euro) ausgesetzt.

Auf der Suche nach Extremisten und Aufständischen rückten 1.000 US-geführte Soldaten am Mittwoch in die westirakische Stadt Haditha ein. Es gibt Spekulationen, nach denen al-Sarkawi sich hier aufhält. „Die Anwesenheit und Aktivität von Aufständischen ist in dem Gebiet zuletzt angestiegen“, erklärte die US-Armee die zweite große Offensive in der Region innerhalb eines Monats. Haditha liegt an einer Hauptversorgungsstraße zwischen Syrien und der irakischen Rebellenhochburg Ramadi.