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Wenn Altersdiskriminierung eigentlich gar keine ist

Alle sind genervt von der Schlange an der Supermarktkasse. Einer weiter vorne mault, weil wer mit zittrigen Fingern im Portemonnaie bar bezahlt – alle anderen rollen wenig später die Augen, weil der gleiche Typ seine DeutschlandCard nicht findet. Einzig der Kassiererin gelingt es, die sicher auch bei ihr aufwallende Mordlust hinter einem Pokerface zu verstecken.

Fast erleichternd wirkt die nächste Störung, weil wirklich alles besser ist, als apathisch die ekelhafte Kinderwurst auf dem Fließband anzustarren, mit der ich mir ein zähes Rennen liefere. „Das is nicht meins“, sagt der Überreizte von eben beim Einpacken und schiebt der Kassiererin eine offenbar vergessene Zeitschrift rüber. Das Pokerface scannt raubvogelartig den Eingangsbereich des Supermarkts, macht in Sekunden eine alte Dame mit Gehwagen ausfindig, gibt mir – ja mir – die Zeitung und fragt: „Würden Sie ihr das bringen?“ Ich spurte los und die alte Frau freut sich.

Diepholz

17.608 Ein­wohner*innen.

Mag sein, dass dieses Herz des gleichnamigen Landkreises in mancher Hinsicht ein bisschen verschlafen daherkommt – über das Fernseh- und Streamingprogramm informieren sich aber selbst hier die meisten auf digitalem Weg.

„Merken Sie sich immer so genau, wer was kauft?“, frage ich grinsend zurück an der Kasse. „Oder lassen immer nur die Alten was liegen?“ Beides falsch, entkräftet die Kassiererin meinen Verdacht auf Altersprofiling: „Aber es war halt eine Fernsehzeitung.“ Jan-Paul Koopmann

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