: Wenn die Zeit einen überall einholt
Wie Hühner auf der Stange sitzen wir auf einer Bank vor einem Hamburger Kebab-Laden und beobachten die kleinen Trüppchen, die nach St. Pauli wandern. Da ist ein bekanntes Gesicht: Ein Mensch, Pronomen ungewiss, der mich schon öfters angesprochen und um Geld gebeten hat. Auch heute kommt die Person auf mich zu und fragt nach einer Spende.
Mist, leider habe ich wieder mal kein Bargeld mit. Das ist mir in den vergangenen Wochen schon öfters auf die Füße gefallen, wenn ich in der Mittagspause nicht mit Karte zahlen konnte und Kollegen für mich einspringen mussten. Als hätte er darauf gewartet, lächelt mein Gegenüber breit, sagt nur: „Kein Problem! Ich geh doch mit der Zeit“, und zückt ein Kartenlesegerät aus seiner Hosentasche. Eines dieser kleinen weißen, auf denen SumUp steht.
Hamburg-St. Pauli
22.305 Einwohner*innen.
Deutschlands bekanntester Party-Stadtteil grenzt im Norden an die Sternschanze. Der Kebab-Laden beim Grünen Jäger liegt genau zwischen den beiden Ausgehvierteln.
Ich bin begeistert. „Kann ich damit einen Euro spenden?“ – „Ne, Mindestwert 999.999.“ Dabei tippt er schon 1,00 in sein Gerät. Ich lege gespannt meine Karte auf. Es dauert nicht lange: Zahlung genehmigt, nicht mal meine Pin muss ich eingeben. Als ich später in meiner Bank-App nachschaue, habe ich endlich auch einen Namen zum Gesicht. Marta Ahmedov
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