: Zukunftsfähige Häuser für alle
Wohnungen zu bauen, die wenig Energie verbrauchen und das Klima schonen, lohnt sich allein schon wegen der öffentlichen Förderung. Zugleich sparen die Bewohner kräftig Energiekosten. Auf der Solar-Bauausstellung wird gezeigt, wie das geht
von Gernot Knödler
Am Eingang zur Solar-Bauausstellung in Wilhelmsburg hat eine Firma am Eröffnungstag eine Palette großer Eisblöcke in Styropor gepackt. Die Besucher sind aufgefordert, Wetten abzugeben, wieviel davon nach vier Frühlingswochen übrig sein wird. Worauf das hinaus will, ist klar: Eine gute Dämmung ist beim solaren Bauen die halbe Miete. Kommt noch eine kohlendioxidfreie Energiequelle hinzu, wird der Traum vom nachhaltigen Wohnen Wirklichkeit. Keine Mitschuld am Treibhauseffekt, keine Angst vor steigenden Energiepreisen trübt das Wohngefühl. Das Schönste dabei ist: Wegen vielfältiger Förderung und steigenden Energiepreisen kann es sich so mancher leisten.
Die Dämmung koste dabei den geringsten Aufpreis, sagt Bauunternehmer Hans-Dieter Lüllau, der auf der Ausstellung mit Reihen- und Doppelhäusern vertreten ist. Um ein Niedrigenergiehaus zu bauen, wie es bei der Solar-Bauausstellung Standard ist, müssen nur wenige Zentimeter mehr Dämmstoff verbaut werden als heute bei Neubauten üblich. Weitaus kräftiger zu Buche schlagen eine klimaneutrale Heizung und Warmwasserbereitung sowie eine kontrollierte Lüftung.
Letztere empfehlen Architekten wie Thomas Vollbehr von der Firma SteinPlanWerk für die gut gedämmten Neubauten ohnehin. Denn aus den fast luftdichten Häusern könne die feuchte Atemluft nicht entweichen, was zu Schimmel führt, wenn nicht regelmäßig gelüftet wird. Die kontrollierte Lüftung sorgt dafür, dass nicht zuviel gelüftet und damit Heizenergie verpulvert wird. Im Idealfall wird sie ergänzt durch eine Wärmerückgewinnung aus der Abluft.
Doch auch wenn das Haus gut isoliert und gelüftet wird, ist Heizenergie nötig. Ein Teil davon kann aus Sonnenkollektoren auf dem Dach oder an der Fassade gewonnen werden. Den Rest muss eine Wärmepumpe besorgen, die nach dem Prinzip des Kühlschranks arbeitet, oder eine Holzpellet-Heizung. Letztere verbrennt automatisch Stückchen gepresster Biomasse – in der Regel Sägemehl – zu Asche.
Für eine Kombination aus Sonnenkollektoren (Solarthermie), einer Holzpellet-Heizung und einer kontrollierten Lüftung mit Wärmerückgewinnung rechnet Lüllau mit Mehrkosten von etwa 10.000 Euro. Bei einer Haushälfte mit 110 bis 130 Quadratmetern Wohnfläche für 160.000 Euro entspräche das Mehrkosten von gut sechs Prozent. Diesen stehen Lüllau zufolge etwa 50 Euro pro Monat weniger Heizkosten gegenüber. Bei konstanten Energiepreisen wäre diese Summe in knapp 17 Jahren erwirtschaftet – allerdings ohne die Kapitalkosten.
Nicht berücksichtigt ist hier die Förderung: Wie die Solarfirma SunTechnics vorrechnet, kann eine Photovoltaik-Anlage in Hamburg bei einem Eigenkapital-Anteil von 20 Prozent über den Förderzeitraum von 20 Jahren pro Jahr sieben Prozent Rendite abwerfen. Ein Sonnenkollektor für einen Drei- bis Vier-Personen-Haushalt habe sich bei einer jährlichen Ölpreissteigerung von neun Prozent nach 16 Jahren amortisiert.
Darüberhinaus gibt es von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und der Wohnungsbau-Kreditanstalt (WK) verbilligte Baudarlehen, wenn die oben grob umrissenen ökologischen Standards erreicht werden. Für ein 124 Quadratmeter großes Reihenhaus, wie es die Sparda in Heimfeld anbietet, sinkt damit die monatliche Belastung von 836 auf 683 Euro, bei einer 85-Quadratmeter-Eigentumswohnung von 654 auf 502 Euro. Dabei wurde der Eigenkapital-Anteil mit Hilfe der Eigenheimzulage und einem weiteren Förderdarlehen der WK auf zehn Prozent gedrückt. Mieten lohnt sich bei solchen Bedingungen kaum.