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Archiv-Artikel

Nachspiel für Siegen

Regionalligist Siegen spielt Unentschieden und verpasst dadurch die gute Ausgangsposition für den Aufstieg

SIEGEN taz ■ Die Sportfreunde Siegen sind Kummer gewohnt. In der Vergangenheit verpasste der Fußball-Regionalligist mehrmals knapp den Aufstieg in die zweite Bundesliga. Von daher wirkte der späte Ausgleich, den die Sportfreunde gegen die Zweitvertretung von Mainz 05 hinnehmen mussten, nur kurz nach. „Es ist ja ganz klar, dass die Mannschaft und natürlich auch ich sehr enttäuscht sind. Aber wir wussten ja, dass wir sowieso das letzte Spiel gewinnen müssen und wir wollen in Darmstadt unsere letzte Chance nutzen“, sagte Trainer Ralf Loose nach dem Spiel. Durch den gleichzeitigen 6:0-Erfolg des Konkurrenten FC Augsburg können die Siegener den Aufstieg nicht mehr aus eigner Kraft schaffen. In der Tabelle der Regionalliga Süd trennen die punktgleichen Rivalen fünf Tore. Spitzenreiter Kickers Offenbach hat drei Punkte Vorsprung.

Es war wie so oft in der Vergangenheit. Immer wenn die Sportfreunde kurz davor sind, den Sprung in den Profifußball zu schaffen, wacht das Umfeld auf. 10.568 Zuschauer strömten am Samstag verhalten optimistisch ins Siegener Leimbachstadion – sie mussten enttäuscht den Rückzug antreten. In einer recht einseitigen Partie hätte Siegen schon zur Halbzeit führen müssen. Der Tabellenvorletzte aus Mainz konnte in der ersten Halbzeit nur reagieren. Die Führung erzielten die Sportfreunde allerdings erst in Halbzeit zwei. Till Bettenstaedt traf in der 51. Minute.

In der Folge konnten die Siegener weder sich selbst, noch das Publikum beruhigen. „Nach der Pause haben wir mehr Druck gemacht und sind auch verdient in Führung gegangen, haben es dann aber versäumt, den Sack zuzumachen“, stellte Loose stilsicher fest. Der offene Sack machte dann zwangsläufig das bittere Ende möglich: In der vierten Minute der Nachspielzeit führte ein umstrittener Freistoß zum Ausgleich. Zeit zum Reagieren blieb keine mehr.

Noch bleibt den Sportfreunden die Hoffnung auf eine schwächelnde Konkurrenz. Sollte erneut der Aufstieg in die zweite Bundesliga verpasst werden, stehen die Siegener vor einer ungewissen Zukunft. Torjäger Patrick Helmes und Trainer Ralf Loose verlassen den Verein. Geld ist für Neuverpflichtungen wohl kaum vorhanden. Die gescheiterten Anläufe in der Vergangenheit Richtung Liga zwei hatten die Siegener zum Sparen verurteilt. Nur zur Erinnerung: In den beiden vergangenen Spielzeiten waren die Sportfreunde Siegen jeweils sportlich abgestiegen, der Klassenerhalt wurde nur durch die finanziellen Probleme der Konkurrenz möglich.

Der Konsolidierungskurs wurde weiter verfolgt. Gleichzeitig investierte der Vorstand in langfristige Projekte: Das marode Stadion wurde modernisiert, ein VIP-Bereich entstand und endlich schien auch das Flutlicht im Siegerland. Die Mannschaft sollte dem Modernisierungsschub langsam folgen. Vor der laufenden Saison sahen sich die Siegener eher im unteren Bereich der Tabelle. „Mit einem erneuertem Team und einem engagierten Chef-Trainer Ralf Loose gehen die Sportfreunde nach zwei schwierigen Spielzeiten nicht euphorisch, aber dennoch gestärkt und optimistisch in die Saison 2004/2005“, hieß es auf der Homepage. Vom Aufstieg sprach Niemand. Der Klassenerhalt sollte es sein. Durch das Unentschieden vom Wochenende kommen die Sportfreunde ihrem ursprünglichen Ziel wieder näher. Nur will darüber keine rechte Freude aufkommen.

HOLGER PAULER