„Gütig und doch bruudaal“

Kaum ist Angela Merkel Kanzlerinkandidatin, tragen die Menschen Begehrlichkeiten an sie heran. Ihr Haarmeister Udo zum Beispiel, der würde schon ganz gerne ein Pöstchen abgreifen. Bloß welches?

VON ALBERT HEFELE

Es ist so weit. Die Würfel sind gefallen. Die Sau ist durchs Dorf. Der Bart ist ab. Großer Sieg in NRW, Neuwahlen im September. Wenn Köhler sich nicht quer stellt. Aber: Köhler ist Angies Mann, Köhler kann sich nicht quer stellen. Schließlich: Da wollten wir doch hin, wir von der Opposition bzw. demnächst Regierung. Große, riesige Aufgaben warten. Deutschland muss neu aufgestellt werden. Wer soll das alles schultern? Michi Glos? Ede Stoiber? Dauerwelle? Entschiii? Udo Walz?

Angela (hoheitsvoll die Fransen zurückwerfend): Mätträää, ick bin so weit!

Udo (fast auf den Knien): Frau Kanzler! Meine Güte, Entschii, wär hädde das gedacht, dass es so schnell zum Schooodaun kommt – oood’r?

Angela (mächtig nickend): Ja mein Lieber, det sind große Zeiten, die wir erleben dürfen.

Udo (gläubig): Jawool, ond ich näähme aktiv daran teil. Zwaar nur hinter den Kulissen, aber aaktiiiv mittendrin.

Angela (großzügig): Hättste nich jedacht damals, als kleene Schpäzzleschwuchtel, dass du’s so weit bringen wirst, wa?

Udo (verkrampft lächelnd): Schpäzzleschwuchtel isch guud. Hä, hä. Sähr gut …

Angela (froh drüber wegwalzend): Nisch für unjut, und Spass muss sein, kennst mich ja. Harte Schale, weicher Kern.

Udo (feige schmunzelnd): Wir sind doch unter ons, ich weiß ja, dass du im Grunde eine guude Seele bischt, Entschii. Gütig ond doch bruudaaal.

Angela (zufrieden): Hä, hä, hä. Jenau so ist es. Jefällt mir. Du bist mein Mann.

Udo (aufhorchend): Meinscht du das ernscht, Entschiiii?

Angela (unvorsichtig): Na und ob. Solche Leute braucht det neue Deutschland!

Udo (pfiffig): Solche Leudde brauchd es auch en der neuen Regiirung.

Angela (stolz): Wir haben solche Leute, lieber Udo.

Udo (zuvorkommend): So? – Ich mein: ja freilich, ja freilich! Aber man kann doch nie genug kompetentes Material haaabän …

Angela (nachdenklich): Hä? Wie meinste denn det? Denkst du da an jemand Bestimmtes?

Udo (sanft errötend): Ich mein, der Köhler ischt doch auch … also ein Mann der Praxis … äh …

Angela (etwas ahnend): Udooo? Ick hoffe, ick verstehe dich da falsch …

Udo (plötzlich kess): Warumm nicht? Ich meine, das Friseerwääsän ischt über Jahre nicht im Bondestaag verträten! Warrom soll nicht einmal ein Frisör Minischt’r sein?

Angela (von den Socken): Minister? Watt hättste denn gern?

Udo (illusorisch): Okeee, ich hab kein Führerschein, aber das, was der Stolpe macht, des könnt ich auch noch.

Angela (zynisch): Warum nicht gleich Wirtschaftsminister, hast schließlich ne eijene Klitsche?

Udo (eitel grübelnd): Ja, ja, schon. Aber rächnen tu ich nicht so gerne. Schön wär halt irgendwas mit Haareschneiden.

Angela (eisig): Warum denn nich? ’n kleinet Plissierministerium für den Herrn?

Udo (erwachend): Entschuuldigong … man meint’s ja bloß guud …