: In Bagdad beginnt die „Operation Blitz“
Ein Großeinsatz in der irakischen Hauptstadt von 40.000 Sicherheitskräften und 10.000 US-Soldaten soll Aufständische und Waffenlager aufspüren. Seit Monatsanfang starben mehr als 500 Menschen bei Anschlägen. Japanische Geisel vermutlich tot
BAGDAD dpa/ap/taz ■ In der irakischen Hauptstadt Bagdad hat gestern die angekündigte „Operation Blitz“ begonnen. Mit dem Einsatz von 40.000 irakischen Polizisten und Soldaten, die von 10.000 US-Soldaten verstärkt werden, wollen die Sicherheitskräfte der drastisch gestiegenen Gewalt Einhalt gebieten. Die erste Erfolgsmeldung kam bereits gestern Mittag. 500 Verdächtige seien festgenommen und viele Waffen beschlagnahmt worden, erklärte ein Regierungssprecher. Die Zahl der Anschläge sei bereits zurückgegangen.
Im Rahmen der Operation sollen hunderte teils feste, teils mobile Kontrollposten in Bagdad errichtet werden. Die Stadt soll durch Betonblockaden abgeriegelt werden. Ziel der Operation ist es, Razzien durchzuführen, um Aufständische, ausländische Kämpfer und Waffenverstecke ausfindig zu machen. Seit Anfang Mai starben bei 70 Autobombenanschlägen in Bagdad und Umgebung mehr als 500 Menschen.
Bei der „Operation Blitz“ handelt es sich um die bisher größte Aktion irakischer Sicherheitskräfte in der Hauptstadt. Es gibt jedoch auch Befürchtungen, nach denen das Zusammenziehen von Polizisten und Soldaten weitere mögliche Attentatsziele bieten könne. Auch gestern kamen bei einem Selbstmordanschlag auf einen Kontrollposten im Süden Bagdads wieder neun irakische Soldaten ums Leben. In Westen waren Explosionen zu hören, auf die ein Schusswechsel folgte.
Ein ehemaliger Berater des irakischen Innenministeriums erklärte gegenüber dem britischen Rundfunksender BBC, ein solcher Großeinsatz werde sicher eine Wirkung zeigen. Schlüssel zum Erfolg bei der Aufstandsbekämpfung sei aber gutes Geheimdienstmaterial, also Angaben über den Aufenthaltsort der Gegner sowie deren Absichten. Gespaltene Loyalitäten innerhalb der Geheimdienste erschwerten diese Aufgabe.
Auch am Wochenende waren bei Anschlägen im ganzen Land wieder Dutzende Tote und Verletzte zu beklagen. In der Grenzstadt Kaim wurden die Leichen von zehn Irakern gefunden, wie ein Polizeisprecher am Samstag mitteilte. Die Gruppe habe eine Pilgerreise nach Syrien unternommen und sei auf dem Rückweg offenbar überfallen worden.
Unterdessen verdichteten sich die Hinweise auf den Tod einer japanischen Geisel. Im Namen einer Extremistengruppe wurde im Internet eine Erklärung zum Tod des Mitarbeiters einer Sicherheitsfirma und das Bild einer Leiche veröffentlicht. Sowohl das Außenministerium in Tokio als auch ein Bruder des Mannes gingen davon aus, dass es sich bei dem Toten um den Japaner Akihiko Saito handelt.