brief des tages
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Echte Bürgergespräche?

„Proteste wirken am besten, wenn sie friedlich sind“, taz vom 1. 7. 24

Diese Analyse spielt den Ball noch nicht weit genug. Zum einen muss man, wenn man einer Partei wie der AfD den geistigen Nährboden entziehen will, sich auch viel stärker mit deren ideologischen Widersprüchen beschäftigen, wie zum Beispiel, dass man nicht gleichzeitig eine wirtschaftsfreundliche und eine per se fremdenskeptische politische Gruppierung sein kann oder dass die Angriffe auf die deutsche Erinnerungskultur das ziemlich genaue Gegenteil eines glaubhaften Patriotismus bedeuten.

Zum anderen müssen ebenfalls die Po­li­ti­ke­r:in­nen der Ampelkoalition viel intensiver nach den Gründen suchen, warum überhaupt so viele Menschen, nicht nur in Ostdeutschland, mittlerweile die Rechts­populisten wählen, was vielfach auch der hohen Inflation geschuldet sein dürfte, die große Zukunftsängste weckt und im Kanzleramt immer noch als hochgradig soziales Thema komplett ignoriert wird. Ein guter Anfang wäre es, wenn die Ver­tre­te­r:in­nen der etablierten Parteien ihre knapp bemessene Zeit für echte Bürgergespräche auf gleicher Augenhöhe nutzen würden.

Rasmus Ph. Helt, Hamburg