: Undichte Naht auch beim „Commander“
OSTERWIESE Nach dem Unfall beim Karussell „Commander“ am Sonntag deuten Hinweise auf Gemeinsamkeiten zum „Krake“-Unfall im Herbst hin: Beide hatten wohl eine undichte Schweißnaht
2009 und 2010 bekamen die Gondel-Lager neue Köpfe und Verschweißungen.
■ Die Werkstatt bescheinigte, die Schweißnähte geprüft zu haben.
■ Der TÜV Nord bestätigte das 2010 und 2011. Ohne Beanstandungen verliefen eine Sonderprüfung des TÜV-Rheinland 2011, und eine Prüfung am 7.April.
■ Die Dekra untersucht den Unfall. (taz)
Erst die „Krake“, jetzt der „Commander“: Innerhalb eines halben Jahres sind in Bremen zwei Fahrgeschäfte verunglückt. „Ein dummer Zufall“, meint Rudolf Robrahn, Chef des Bremer Schaustellerverbandes. Wolfgang Golaswoski, Staatsrat für Bau und Verkehr hat am Dienstag jedoch erste Erkenntnisse bekannt gegeben, die auf eine Gemeinsamkeit hindeuten.
„Wir vermuten“, so der Staatsrat, „dass eine Stelle unter der Schweißnaht nicht ganz dicht gewesen ist“. Genaueres könne er allerdings noch nicht sagen, da die Gondel durch einen Sachverständigen der Dekra noch untersucht werde. Ein Indiz aber liefert Rostbelag, der nach dem Teil-Abriss der Gondel sichtbar wurde und sich nur an einer wasserdurchlässigen, also nicht geschlossenen Stelle bilden kann. Einen ähnlichen Befall mit Flugrost hatte auch die auf dem Freimarkt verunglückte „Krake“ aufgewiesen. Auch hier dauern die Untersuchungen noch an, „aber es scheint so, als sollten wir uns in Zukunft verstärkt dem Thema ‚Schweißnähte‘ zuwenden“, so der Staatsrat.
Bei dem Unfall am Sonntagnachmittag waren zwei Menschen leicht verletzt worden, als sich eine Gondel teilweise aus ihrer Befestigung löste und auf dem Boden aufschlug. Bereits vor zwei Jahren war auf einer Kirmes in Lüdenscheid eine der Gondeln des „Commander“ in die Zuschauermenge gestürzt. 2010 war ein Lager gebrochen, auf der Osterwiese nun hat sich ein Teil der Naht gelöst, mit der die Gondel an ihren Ausleger geschweißt war.
Erst einen Tag vor dem Unfall hatte der Tüv den „Commander“ einer Jahresprüfung unterzogen. Hierbei hätte die Schweißnaht allerdings nicht auffallen können, so Golaswoski, da es sich dabei um eine Sichtprüfung handele und die entsprechende Stelle verdeckt gewesen sei. Allerdings wurde das 1992 gebaute Fahrgeschäft seit 2009 nahezu ununterbrochen repariert, erneuert und entsprechend geprüft: Erst wegen verstärkter Verschleißerscheinungen, dann aufgrund des Unfalls in Lüdenscheid und vor nicht einmal einem Jahr im Rahmen einer großen, alle sechs Jahre anfallenden Sonderprüfung. Die ist Vorschrift bei allen Fahrgeschäften, die älter als zwölf Jahre sind.
Golaswoski ist sich mit Rudolf Robrahn in einem Punkt einig: „Dass es zweimal innerhalb kürzester Zeit einen Unfall in Bremen gab, ist höchst unglücklich.“ Allerdings seien die Sicherheitsstandards in Deutschland bereits jetzt die höchsten weltweit. „Eine Null-Fehler-Garantie wäre mir allerdings am liebsten.“ SCHN