das wichtigste : Israel hält Versprechen
Scharon will moderate Palästinenser stärken und lässt nun doch wie vereinbart weitere 400 Gefangene frei
JERUSALEM afp/rtr/ap ■ Das israelische Kabinett hat gestern der Freilassung von 400 weiteren palästinensischen Gefangenen zugestimmt. „Wir müssen die moderaten Elemente in der palästinensischen Autonomiebehörde stärken und unsere Zusagen einhalten“, sagte Regierungschef Ariel Scharon, obwohl er zugleich die Palästinenserregierung für die mangelnde Umsetzung der Vereinbarungen von Scharm al-Scheich kritisierte. Beim Gipfel hatte Scharon Palästinenserpräsident Mahmud Abbas unter anderem die Freilassung von 900 Häftlingen zugesagt und im Gegenzug von Abbas die Eindämmung der Gewalt verlangt.
Zur Sicherung des israelischen Abzugs aus dem Gaza-Streifen will die Palästinenserbehörde 5.000 zusätzliche Polizisten einstellen. Sie würden allerdings unbewaffnet sein, hieß es aus dem Innenministerium. Palästinenserchef Abbas hatte zudem vorgeschlagen, US-General William Ward als Vermittler beim Gaza-Abzug einzusetzen. Ein Mitarbeiter Scharons sagte, Israel sei einverstanden mit einer Vermittlerrolle der USA für einen koordinierten Abzug. Im Militärradio hieß es dagegen, die Regierung sei beunruhigt, da ein Einsatz Wards ein Zeichen für einen größeren US-Druck auf Israel sein könne.
Indes wurden zwei Palästinenser im Westjordanland von israelischen Soldaten getötet. Mehrere Personen wurden verletzt und festgenommen. Gegen sechs israelische Soldaten wurden Disziplinarmaßnahmen verhängt, weil sie in das Haus eines Palästinensers eindrangen, um das Champions-League-Finale zu sehen. Allerdings verließen die Soldaten das Haus nach Armeeangaben nach 5 Minuten wieder, ohne das Spiel gesehen zu haben.