: Computer für die Massen
Nicht für die Klassen, sondern für die Massen wollte er Rechner erschwinglich machen: der Commodore-Gründer und Holocaustüberlebende Jack Tramiel ist am Ostersonntag mit 83 Jahren verstorben.
Als der 1928 im mittelpolnischen Odz geborene Tramiel ein Jugendlicher war, wäre sein Leben auch schon fast beendet gewesen: Ab 1939 musste er im Getto Litzmannstadt leben, 1944 wurde er ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Zusammen mit seinem Vater wurde er dort jedoch für den Arbeitseinsatz für tauglich befunden und nach Hannover-Ahlem geschickt, einem Gestapo- und Arbeitslager.
Sein Vater überlebte diese Zeit nicht, laut Tramiel wurde er wegen Arbeitsunfähigkeit ermordet. Im April 1945 wurde Tramiel von US-Truppen befreit – als einer von 60 Überlebenden. Kurz danach wanderte er in die USA aus.
Das neue Leben begann mit einem Job bei der US-Armee. Später zog er ins kanadische Toronto und startete eine Lizenzfabrikation für tschechische Schreibmaschinen. Als er diese auch in die USA exportieren wollte, gründete Tramiel eine neue Firma: Commodore.
Commodore steht für die Eroberung der Kinderzimmer mit Heimcomputern. Sie stellte erst Schreibmaschinen, dann Taschenrechner und schließlich einfache, günstige Computer wie den PET und den VC 20 her. Der größte Erfolg der Firma sollte aber ein Computer werden, der aus billigen Bauteilen zusammengeschustert war: der Commodore 64, aufgrund seiner speziellen Bauform auch Brotkasten genannt. „Computer für die Massen, nicht für die Klassen“ war Tramiels Motto. Über 20 Millionen Mal verkaufte sich der C64 zwischen 1981 und 1994. Doch da war Tramiel schon nicht mehr bei Commodore.
Tramiel verließ die von ihm gegründete Firma 1984 und übernahm den ehemaligen Konkurrenten Atari, wo er weitere bekannte Heimcomputer auf den Markt brachte.
1996 verkaufte Tramiel Atari, die Zeit der Heimcomputer war abgelaufen. Er zog sich mit seiner Frau ins Privatleben zurück und gab immer wieder aus seinem Privatvermögen Geld für die Erinnerung an den Holocaust. Noch 2011 spendete Tramiel 1 Million Dollar für die Erinnerungsausstellung an den Aufstand im Warschauer Getto im jüdischen Museum Warschau, die 2013 eröffnet wird.
FALK LÜKE