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Archiv-Artikel

ORTSTERMIN: DIE SPD IN SCHLESWIG-HOLSTEIN ERÖFFNET IHREN WAHLKAMPF Einer träumt vom Himmel

Dieses „schöne Land“ habe alles, um stark zu sein, sagt Spitzenkandidat Torsten Albig. „Nur keine gute Regierung“

Der Schatten von Ralf Stegner fällt auf seine rechte Schulter. Überlebensgroß lächelt Torsten Albig, SPD-Spitzenkandidat in Schleswig-Holstein, von einer Leinwand herab. Davor steht Stegner und redet. An diesem Abend, beim Wahlkampfauftakt in Kiel, ist der Landesparteichef nur das Vorprogramm.

Der echte Albig sitzt in der ersten Reihe von Halle 400, einem großen, gerade gut gefüllten Veranstaltungsraum mit Bar und Galerie, vielen Scheinwerfern und üppigen Kronleuchtern an der Decke. Hier finden sonst auch schon mal Pop-Konzerte statt. Auf der Bühne stehen zwei Präsentationswände: blauer Himmel, weiße Wölkchen, daneben ein Herz in Landesfarben – „Lieblingsland“ steht darin.

Während Stegner redet, richten Fotografen und Kameraleute ihre Objektive auf den Fraktionschef der SPD im Bundestag, Frank-Walter Steinmeier. Und auf Albig. Der lächelt für sie sogar gelegentlich, mehr als wegen Stegners Rede jedenfalls. Albig wirkt konzentriert, fällt mehrfach erst in den Applaus ein, als seine Nachbarn schon klatschen. Einmal lacht er doch über Stegner, als der sagt: „Wir wollen kein Schwarz-Gelb. Ich will es bestimmt nicht.“

Albig, Stegner, Steinmeier sind um kurz vor halb acht gemeinsam in die Halle gekommen, umgeben von Bodyguards und Parteifreunden. Die ehemalige Ministerpräsidentin Heide Simonis hat sie begrüßt. Küsschen links, Küsschen rechts. „Ich verlasse mich auf euch“, sagt sie, „dass ihr das schafft.“

Nach Stegners Rede will die Moderatorin mit Steinmeier und Albig ein bisschen „schnacken, wie man hier sagt“. Sie fragt Albig: „Warum ist Schleswig-Holstein ihr Lieblingsland?“ Er sei hier groß geworden, sagt er, habe bis zum 13. Lebensjahr hier gewohnt. „Heimat ist, was man sieht, wenn man die Augen schließt“, sagt Albig. Er träume dann von „unserer Ostsee, unserem Himmel und unseren Rapsfeldern“. Dieses „schöne Land“ habe alles, um stark zu sein, „nur keine gute Regierung“, sagt Albig. Jetzt guckt Stegner konzentriert, die Hand am Kinn. Auch er klatscht fast immer später als seine Nachbarinnen.

Dann redet Albig von sich als künftigem Ministerpräsidenten und den Problemen des Landes: schlechte Bildungspolitik, schwache Kommunen, unentschlossener Atomausstieg. Und so weiter. Themen, die auch Stegner schon abgehandelt hat. „Mit mir gewinnt Schleswig-Holstein“, steht jetzt auf der Leinwand. 25 Tage lang sollen die Wahlkämpfer jetzt mit den Menschen reden. „Nicht allen von euch ist klar, wie gut es sich anfühlt, eine Wahl zu gewinnen“, sagt Albig: Er selbst hat die letzte Oberbürgermeisterwahl in Kiel gewonnen. Als Herausforderer. „Macht es mir nach“, sagt er.

„Wir werden jeden Tag dafür arbeiten, unser Land, unser Lieblingsland besser zu machen“, verspricht er. Die SPD solle alle 35 Wahlkreise gewinnen. „Ich möchte, dass ihr mir alle das Versprechen gebt, dass wir das schaffen“, sagt er zu den Kandidaten. Manche sagten, das sei unrealistisch, erzählt Albig. Denen entgegne er: „Ich möchte das aber.“ DANIEL KUMMETZ