: Wenn die schlechte Laune kapitulieren muss
Die Sonne scheint wie blöd. Vögel trillern dämlich, und ja: Die Blümlein blühen. Ein Setting, das ich gerade nicht gebrauchen kann. Auf dem Weg zum Bäcker starre ich krampfhaft auf den Fußweg. Ja nicht in irgendwelche fröhlichen Visagen gucken! Bestimmt weht frisch gewaschenes Haar im lauen Lüften, winken sommerlich leichtsinnige Textilien. Ist halt so ein Tag: Ich habe eine Saulaune.
Auf dem Parkplatz vor dem Physiotherapeuten von Mettmann-West steht ein Dreieinhalbtonner, Spedition Weiss, der Spruch auf der Plane ist auch niederschmetternd: „Weiss ist das neue Grün“. Ein Mann steigt aus, Mitte 40, gelbe Warnweste, schwarze Haare. Er kommt auf mich zu, winkt. „Welcher Tag ist heute?“ Ich, mürrisch: „Freitag.“ Er: „Samstag, Sonntag, Montag – noch drei Tage. Dann habe ich Urlaub, zwei Wochen lang. Ich freu’ mich so!“ Er lacht mich an und steigt wieder ein.
Mettmann
39.100 Einwohner*innen. Schlafstadt an der B7, die morgens Richtung Düsseldorf verstopft ist, abends retour in Gegenrichtung. Überregional bekannt durch einen erstaunlich bekloppten Film von und mit Hape Kerkeling aus dem Jahr 2003, „Samba in Mettmann“.
Ich stehe da wie blöd und starre ihm hinterher. Der steigt aus dem Laster, um mir zu sagen, dass er sich freut? Später packt die Bäckerin drei Brötchen ein und sagt: „Schönen Tach noch!“ Ich lächele sie ein bisschen übertrieben begeistert an. Burkhard Straßmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen