: Verquallte Rhetorik
Ozeanologie deckt Untiefen der Sprache auf
Ein ernstes Wort der Ozeanologie müssen wir aus gegebenem Anlass dringend aufgreifen: „Polar- und Meeresforscher warnen vor ‚Verquallung‘ der Ozeane“, meldete gestern die Unterwasseragentur epd. Dem können wir uns nur anschließen, möchten allerdings unsere Mahnung und Warnung metaphorisch auf die schier unendlichen Tiefen der Sprache übertragen: Wir Maul- und Schlundforscher warnen vor der Verquallung der Rede. Die wachsende Schaum- und Schwallsprache, das große Gelaber allüberall ist eine ernsthafte Gefährdung des Fortbestands der natürlichen Sprech- und Denkwerkzeuge. Das allgemeine Geschwurbel könnte zu einer gewaltigen Verschiebung im Redefluss führen – weg von einem produktiven und von Vernunft dominierten Ausdrucksnetz hin zu einem weniger produktiven Meer voller Redequallen. Aktuell ist diese katastrophale Tendenz vor allem in den Wahlkämpfen, aber auch im Zuge der großen Krisen und Kriege zu beobachten, in denen nicht nur Sektierermeinungen wortreiches Gesumse und Geraune hervorbringen, das völlig unnütz ist. Äußerst nützlich hingegen ist die Ozeanologie, von der wir Verquallungsforscher bislang nicht wussten, dass sie uns mit knappen Worten auch die rhetorische Gesamtlage erklären kann. Danke dafür.
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