: Der letzte Rektorenkrawallo
Heidelbergs Rektor Peter Hommelhoff kennt keine Furcht. Er streitet mit Ministern und Studies. Nun legt er sich mit einem Institut an – er schließt es
Eines müssen die Studierenden der Universität Heidelberger ihrem Rektor lassen: Peter Hommelhoff geht keinem Streit aus dem Weg. Er attackiert die CDU für ihren Verweigerungskurs bei Elite-Unis, er legt sich mit Ministerpräsidenten an – und er hat sich mit seinem unermüdlichen Einsatz für Studiengebühren bei den Studierenden unbeliebt gemacht. Nun kommt eine ganze Fakultät dazu: Vorvergangenen Woche informierte der streitbare Hommelhoff die Studierenden am Alfred-Weber-Institut für Wirtschaftswissenschaften (AWI), dass ihre Studienplätze nach Mannheim verlagert werden. Im Gegenzug soll die Universität Heidelberg zusätzliche Lehrstühle in Mathematik erhalten.
Hommelhoff begründet sein Vorgehen damit, dass die Parallelität der Wirtschaftswissenschaften zwischen Heidelberg und Mannheim beendet werden muss. Dabei lasse sich das naturwissenschaftliche Profil Heidelbergs stärken. So haben es der Heidelberger und der Mannheimer Rektor vereinbart.
Bemerkenswert ist die Entscheidung Hommelhoffs vor dem Hintergrund, dass die Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät in ihrer heutigen Form erst vor drei Jahren gegründet wurde. Das geschah auf einen Beschluss hin, den Hommelhoff ausdrücklich unterstützte. Volkswirtschaftslehre, Politische Wissenschaft und Soziologie wurden in einer Fakultät zusammengefasst. Damit verbunden war eine Bestandsgarantie für das Weber-Institut, das sich im Gegenzug verpflichtete, bis 2006 unter die 10 besten wirtschaftswissenschaftlichen Forschungseinrichtungen zu fallen. Es ist auf dem besten Weg dahin: Laut Ranking des Handelsblattes steht es nun auf Platz 12.
Nun droht für 2010 die Schließung des Institutes – und damit ist auch die gesamte Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät bedroht: Denn das Weber-Institut ist ein interdisziplinäres Zentrum, an dem nicht nur VolkswirtInnen studieren. Auch Politikstudierende und angehende SoziologInnen besuchen am AWI Pflichtveranstaltungen. Die Betroffenen haben daher für Hommelhoffs Entscheidung wenig Verständnis. Fachschaftsmitglied Damian Ludewig kommentierte den Rektoratsbeschluss: „Ausgerechnet Hommelhoff schreibt sich auf die Fahnen, aus Heidelberg eine Elite-Uni machen zu wollen. Haben Sie schon mal eine Top-Uni ohne Wirtschaftswissenschaften gesehen?“
Peter Hommelhoff informierte die Studierenden des Weber-Institutes auf einer Vollversammlung über sein Vorhaben. Besonders verärgert waren die Anwesenden darüber, dass der Rektor so tat, als ob die Verlagerung schon beschlossene Sache sei. Sie beklagten, dass Hommelhoff im Alleingang und über die Betroffenen hinweg entscheide. Der Leiter des AWI, Jürgen Eichberger, meint dazu: „Das ist mir in meiner gesamten wissenschaftlichen Karriere nicht untergekommen, und ich habe auch schon Schließungen von Abteilungen erlebt. Eine Fakultät so zur Disposition zu stellen, ist aus meiner Sicht unerhört!“
Die Studierende Cosima Steck ging Hommelhoff besonders hart an. Der Juraprofessor schob sie während ihres Beitrags bei einer Versammlung schlicht vom Mikrofon. Den Versuch der Studentin, sich das Mikro zurückzuholen, beantwortete Hommelhoff mit stärkerem Körpereinsatz. Auch anwesende Professoren waren von nun an auf den Einsatz von Megafonen angewiesen, da der Rektor die Mikros abstellen ließ. Es folgte eine tumultartige Szene, in deren Verlauf der Rektor unter Buhrufen und Pfiffen den Saal verließ. Ein anwesender Professor entschuldigte sich danach, inzwischen wieder per Mikro, im Namen der Heidelberger Professorenschaft für die mangelnden Sekundärtugenden seines Vorgesetzten.
Aus Protest gegen Hommelhoffs Vorgehen trat anschließend das Direktorium des AWI geschlossen zurück. Hommelhoffs Art stieß auf Unverständnis. Die letzte Entscheidung soll in Kürze der Uni-Senat treffen. Die Studierenden haben bereits angekündigt, sich von Hommelhoff nicht weiter herumschubsen zu lassen. NICK WILLIAMS