KOMMENTAR: KLAUS WOLSCHNER ZUM RENNBAHN-STREIT : Vom Filz der guten alten Zeit
Ein anonym geführtes Interview, in dem es keinerlei kritische Nachfragen zu einem kritischen Sachverhalt gibt – das ist schon bemerkenswert. Der Text, den der Weser-Kurier am letzten Freitag unter der Überschrift „Interview“ abdruckt, würde einem Anzeigenblatt Geld in die Kasse spülen, wenn daneben eine große Werbung für das Atlantic-Hotel an der Rennbahn stehen würde. Es macht den Eindruck, als sei eine PR-Mitteilung der beiden Unternehmer in die Form eines Interviews gegossen worden – so unseriös, dass kein Journalist dafür die Verantwortung übernehmen wollte.
Es geht um einen Fall von Subvention, dessen Details ans Licht der Öffentlichkeit zu zerren die beiden Unternehmer sich offenbar verbeten haben: Warum hat der Senat es nicht dem Hotelbetreiber überlassen, seine Räume zu vermieten? Warum ein Mietvertrag bis zum Jahre 2077 ohne Kündigungsklausel?
Die Fragen erübrigen sich natürlich, wenn die zugesagten 2,3 Millionen Euro als Subvention gedacht gewesen waren und nur als „Anmietung“ deklariert wurden, weil das sonst rechtswidrig wäre. Dann würde sich allerdings auch der moralische Impetus erübrigen, mit dem die Begünstigten im Weser-Kurier vortragen dürfen, die Korrektur solcher „Verträge“ sei „ein gefährlicher Weg für die Glaubwürdigkeit des Wirtschaftsstandortes Bremen“.
Es geht nur darum, ein kleines Stück des Subventionitis-Sumpfes vergangener Jahre trockenzulegen.