Peter Grohmann
: Ungeheuerlich

Meine Güte, hört das denn nie auf? Immer wieder Israel, Semitismus, Krieg, Waffen-SS – und jetzt auch noch Grass enttarnt! Im Gegensatz zu den Verfassungsschützern, die einmal den Ostermarsch, das andere Mal die nationalen Osterfeuer zu überwachen hatten, undercover, versteht sich, und immer am Ball. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen: Meistens findet alles ein gutes Ende!

Das Anzünden von Asylbewerberunterkünften bleibt die Ausnahme und wird aus publizistischen Gründen kaum mehr hochgespielt, im Gegensatz zu Günters Sünden. Da wäre beinahe eine andere Ungeheuerlichkeit vergessen worden: Radikal-islamische Salafisten verteilen zu Ostern ihre Heilige Schrift – in 35 deutschen Städten! Nicht genug damit: Die Missionare haben angedroht, 25 Millionen weitere Korane ins deutsche Volk werfen, für umme! Spätestens jetzt muss die Christenheit zum Gegenangriff übergehen. Ich fordere dazu auf, 50 Millionen Bibeln unter die ungläubigen Menschen und Völker zu bringen, in Türkisch, Arabisch, Afrikaans. Beten allein reicht nicht! Allen, die in Lampedusa ankommen, egal wie, eine Bibel in die Hand! Wenn sie nicht lesen können, bringen wir ihnen das bei. Und bis dahin wird vorgelesen – so lange, bis sie merken, dass ihre Heilige Schrift und unsere doch sehr viel gemeinsam haben.

Womit wir bei den Parteien wären: Die Piraten will man endlich bis ins Landesinnere hinein verfolgen und ihnen genau auf den Zahn fühlen. In Köln-Niehl wurde ein Piratenkandidat von seinen Mitbewerbern in Hohn und Spott getunkt: Er hatte in zehn Punkten seine Forderungen vorgestellt: Bürgerrechte verteidigen, informelle Selbstbestimmung, Umwelt schützen, gesellschaftliche Teilhabe – der ganze Quatsch eben. Nach heftiger Kritik musste er zugeben: alles abgeschrieben, von den anderen Parteien!

In diesen Tagen hat auch der international bekannte Stuttgarter Oberstaatsanwalt Häußler Gnade vor Recht ergehen lassen und auf zwei Seiten verfügt, dass der Anmelder einer Demonstration mit einem blauen Auge davonkommt. Selbiger hatte im März 2011 offenbar den polizeilichen Befehl ignoriert, anlässlich einer Kundgebung dafür zu sorgen, dass der Eingangsbereich der ehemaligen Stuttgarter Gestapozentrale frei blieb.

Zwei Personen, die das Gebäude verlassen wollten, hätten sich durch 25 Versammlungsteilnehmer drängen müssen – quasi eine antifaschistische Ungeheuerlichkeit und wert, ein Ermittlungsverfahren einzuleiten, das nach einem Jahr (!) eingestellt wurde. Was lernen wir daraus? Die Gerechtigkeit ist lange unterwegs.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Gründer des Bürgerprojekts Die AnStifter.