Atommülltourismus ist beendet

Nach dem letzten Störfall in Sellafield verzichtet der Energiekonzern Vattenfall auf einen letzten Transport von abgebrannten Brennstäben zur Wiederaufarbeitung

HANNOVER taz ■ Nach 30 Jahren sind die Transporte abgebrannter Brennelemente aus Deutschland in die Wiederaufarbeitung in Frankreich und England beendet. Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) gab gestern bekannt, dass AKW-Betreiber Vattenfall nach dem Störfall in der britischen Wiederaufbereitungsanlage (WAA) Sellafield auf einen letzten geplanten Transport aus dem Meiler Krümmel verzichtet. Damit stehe schon vor dem In-Kraft-Treten des gesetzlichen Verbots am 1. Juli fest, dass kein deutscher Atommüll mehr in die WAA Sellafield und La Hague transportiert wird.

Die ersten Verträge über die Wiederaufarbeitung deutscher Brennelemente stammen aus dem Jahr 1976. Nach Angaben der Gruppe Ökologie (GÖK) in Hannover wurden seither Brennelemente mit insgesamt 6.265 Tonnen Schwermetall ins Ausland transportiert – 5.400 Tonnen nach La Hague, 865 nach Sellafield. Insgesamt geplant waren noch in den 90er-Jahren mehr als 8.100 Tonnen.

Obwohl das zurückgewonnene Uran wegen seiner starken Strahlung nicht zur erneuten Brennelementfertigung taugt und der geplante Brennstoffkreislauf somit illusorisch wurde, war die Wiederaufarbeitung bis 1994 der einzig erlaubte Entsorgungsweg. Die Rücktransporte von Atommüll, dessen Volumen sich in den WAA erheblich vermehrt, wird noch mindestens bis 2020 dauern. JÜRGEN VOGES