piwik no script img

brief des tages

Mützenich und Ukraine

„Wunde Stellen“, taz vom 20. 3. 24

Stefan Reinecke wiederholt die Argumente der SPD-Spitze, doch seine Analyse ist unzutreffend. Die Nato-Staaten und vor allem die deutsche Bundesregierung haben fatale strategische Fehler begangen und sind mitverantwortlich dafür, dass sich der Kriegsverlauf für die Ukraine negativ entwickelt hat. So wurde sich um die Produktion von Munition viel zu spät gekümmert. Und weil Scholz die Lieferung der Panzer um mindestens ein halbes Jahr verzögert hat, konnte der russische Aggressor seine Abwehrlinien so weit verstärken, dass diese jetzt ohne die praktisch nicht vorhandene Luftunterstützung kaum noch zu durchbrechen sind. Schon gar nicht mit den wenigen Panzern, die schließlich doch geliefert wurden. Diese militärische Lage hat die Ukraine maßgeblich dem Bundeskanzler zu verdanken, was Selenskyj ihm verständlicherweise nicht sagen kann. Erst bei der Unterstützung auf die Bremse treten und dann am Ende sagen: Ihr könnt den Krieg ja gar nicht gewinnen, also verhandelt man lieber, ist eine perfide Strategie. Deshalb ist die Aufregung um Mützenich absolut nachvollziehbar.

Hartmut Graf

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen