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Archiv-Artikel

Der Lärm der Rollkoffer stört die Anwohner

TOURISMUS Das A & O Hostel in Friedrichshain will expandieren, der Bezirk ist dagegen

Backpackers, Weltenbummler und Jungentdecker – Friedrichshain-Kreuzberg hat genug davon. So könnte zumindest die Entscheidung des Bezirks gegen die geplante Erweiterung des A & O Hostels in der Boxhagener Straße interpretiert werden.

Das erste Haus aus der A & O Hotels and Hostels Holding AG ist seit 2000 in Friedrichshain ansässig. Inzwischen verfügt das Hostel über 450 Betten. „Die Kapazitäten an diesem Standort sind ausgereizt“, sagt der Vorstandsvorsitzende Oliver Winter. Ausbaumöglichkeiten finden sich auf dem Gelände, wo einst das Vorderhaus stand. Laut Winter hatte das Bauamt keine Einwände.

Das Amt für Stadtentwicklung unter der Leitung des Bezirksbürgermeisters Franz Schulz (Grüne) sprach sich allerdings gegen einen Erweiterungsbau aus. Laut Flächennutzungsplan (FNP) handele es sich um ein Mischgebiet, erklärt Schulz. Auf einem solchen Gebiet können sowohl Wohnungen wie auch Gewerbebetriebe untergebracht werden. Bedingung sei, dass der Wohnbereich nicht zu sehr vom Gewerbebetrieb gestört wird. Die Hostelnutzung mit derzeit 450 Betten bewege sich da schon im Grenzbereich. „Mit der gewünschten Erweiterung des Hostels um 150 Betten sind diese Grenzen überschritten“, findet Schulz. Schon jetzt beschwerten sich Anwohner über den Lärm. Winter gibt zu: „Die Anwohner der Lenbachstraße beschweren sich, dass die Rollkoffer der Anreisenden auf dem Pflaster zu viel Lärm verursachen würden.“ Dies hält er allerdings für übertrieben. „Unsere Gäste sind Backpacker und reisen daher meistens mit dem Rucksack an.“ Zudem, findet er, fielen ein paar Hostelgäste durch das hohe Verkehrsaufkommen am Ostkreuz nicht weiter auf. „Der Bezirk möchte aber anscheinend eine geräuschlose Ankunft mit dem Fallschirm“, spitzt Winter zu.

Die Ablehnung des Bauvorhabens wirft die Frage auf, ob den Bezirk nicht andere Beweggründe treiben – weg vom Low-Budget-Tourismus, hin zu einem gehobeneren Image. „Die hohe Hosteldichte im Bezirk spielt zwar eine Rolle, aber nur eine untergeordnete“, sagt Schulz. Winter aber ärgert sich, „denn die Beziehung zum Bezirk sind eigentlich immer gut gewesen“. Das Hostel hätte die positive Entwicklung der Gegend um die Boxhagener Straße auch begünstigt. Jetzt aber störe man sich an dem Besuchermagneten.

Der Hostelchef hat Widerspruch eingelegt. Die Angelegenheit geht jetzt an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Schulz geht davon aus, dass die Senatsverwaltung der Argumentation des Bezirks folgen wird.

TOBIAS SINGER