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Der kleine Frosch im ungeküssten König

Dänischer Monarch Frederik X. überrascht mit einem Buch und ungeahnten Enthüllungen

Muttersöhnchen foto: reuters

Prinz Harry, Herzog von Sussex, ist Ehemann, Vater, Veteran der britischen Streitkräfte und engagiert sich in der humanitären Hilfe für … und so weiter! Nicht zuletzt ist er erfolgreicher Buchautor. Sein Buch „Spare“ (deutscher Titel: „Ribs“) erklomm auf sprachlicher Sparflamme die höchsten Höhen literarischer Künste, Deutschlandfunk Kultur fand sogar: „Das ist Shakespeare!“

Kein Wunder, dass das Schule macht. Jetzt wollen auch andere Adlige nachlegen, der erste ist König Frederik X. von Dänemark, seit Anfang des Jahres im Amt jenes Landes, das man aus „Borgen“ kennt und für das eine Mal, bei dem die Nationalmannschaft etwas im Fußball gewonnen hat. Ja, Dänemark: endlose Wiesen, die kurz vor dem Meer zu Sand zerrinnen; eine Sprache, die niemand ernst nimmt; und eine auf Fahrradständern gebaute Hauptstadt; ansonsten dasselbe verlogene Elend wie überall.

Und wie heißt das Buch des Königs? Ist es „Hamlet“? Oder „Dänisches Bettenlager“? Nein, aber „dänisches Dynamit“, man verzeihe uns den abermaligen Verweis zum Fußball, enthält das „Königswort“, wie dieser Schmöker tatsächlich übersetzt heißt, durchaus. Es gehe unter anderem um die Geschichte Dänemarks und um das Leben des Königs „vom jungen, widerwilligen Kronprinzen zum reifen Mann, Familienvater und Monarchen“, schreibt der Verlag in einer Pressemitteilung via dpa am Mittwoch.

„Der Autor Jens Andersen hat die Gedanken von Frederik X. niedergeschrieben.“ Ein König mit Gedanken! Und, glaubt man den Probelesern, auch mit schmutzigen. Prinz von Dänemark eben: Vatermord, Mutterkomplex, irgendwelcher Sex, mit dem weder Prinz Andrew noch Bill Clinton jemals etwas zu tun hatten. Nein, wir insinuieren hier nichts! Und wir mutmaßen auch nichts über das „X.“ in seinem Namen und lassen auch Elon Musk aus dem Spiel.

Wir lassen aber lesen: „Ich habe mir das Buch um kurz nach Mitternacht runtergeladen“, fand eine Userin bei einem Online-Buchhandel, und Marcel Reich-Reinicki diktierte aus dem Jenseits: „Gibt guten Dämmstoff ab.“

Ein Name aber weckt sofort das Interesse der internationalen Literaturkritik. Der des Autors Jens Andersen. Ein Nachkömmling von Hans Christian? Stehen in „Königswort“ etwa nur Märchen? Mit Schlössern und Prinzessinnen, geküssten Fröschen und hässlichen Schwänen, oder wie? Egal, Royal-Fans werden es so oder so kaufen. Andere suchten auch nach: anderen Büchern oder dem Glück, dem Lottoschein, dem Ende der Monarchie.

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