: Kleinparteien bescheren Überhang
LANDTAGSWAHL Die Zahl der Abgeordneten in Kiel könnte wieder größer ausfallen als erhofft
Zwölf Tage vor der Landtagswahl in Schleswig-Holstein zeichnet sich ab, das im neuen Landtag wieder mehr Abgeordnete sitzen werden als angestrebt. „Wie groß der nächste Landtag wird, ist für uns auch sehr spannend“, sagt Landeswahlleiterin Manuela Söller-Winkler. Dabei hatten die Kieler Abgeordneten extra ein neues Wahlgesetz beschlossen, das die Sitzverteilung präziser regeln und ihre Zahl begrenzen sollte.
Doch je mehr Parteien einziehen – die Piraten haben gute Chancen, die FDP könnte es knapp schaffen – desto wahrscheinlicher treten wieder Überhangmandate auf, wenn die großen Parteien mehr Direktkandidaten ins Parlament schicken, als ihnen angesichts ihres Prozentanteils zustehen.
Bei der gestrigen Pressekonferenz ging Söller-Winkler von einer langen Wahlnacht aus. 2,24 Millionen Erwachsene dürfen wählen, mehr als je zuvor in Schleswig-Holstein. Die Zahl der Erstwähler ist vergleichsweise gering, schließlich liegt die vergangene Landtagswahl erst zweieinhalb Jahre zurück.
Elf Parteien treten an, von denen SPD, CDU, FDP, Grüne und Linke in allen 35 Wahlkreisen direkt und mit einer Liste antreten. Die Minderheitenpartei SSW schickt nur im Norden Kandidaten ins Rennen, ist aber landesweit mit der Parteienstimme, der sogenannten Zweitstimme, wählbar. Die Piraten haben eine Landesliste und Direktbewerber in 34 Wahlkreisen. Außerdem treten die Freien Wähler, die Familienpartei, die Maritime Union Deutschland sowie die rechtsextreme NPD an.
Insgesamt kandidieren 232 Personen für den Landtag, davon ein knappes Viertel Frauen. Durch das neue Gesetz ist die Zahl der Wahlkreise geschrumpft – und damit die Zahl der Abgeordneten, die direkt ins Parlament einziehen können. Traditionell hat die CDU gerade in den ländlichen Regionen Schleswig-Holsteins gute Chancen. Dazu trägt bei, dass bei der Neuaufteilung der Wahlkreise einige SPD-Hochburgen geschleift wurden, etwa in Lübeck, das künftig zwei statt drei Abgeordnete stellt.
Ist die Union allerdings zu erfolgreich, hat sie ein Problem: Wenn die Direktkandidaten alle Plätze besetzen, die der CDU prozentual zustehen, schafft kein Listenkandidat den Sprung ins Parlament – auch nicht Spitzenkandidat Jost de Jager.
ESTHER GEISSLINGER