: Besser als alles früher
STILKRITIK Was die deutschen Athleten bei den Olympischen Spielen in London tragen werden
Bis heute orientiert man sich bei den Olympischen Spielen an den antiken Traditionen. Natürlich nicht, was die Bekleidung betrifft – schwangen die alten Griechen doch den Diskus, wie die Götter sie geschaffen hatten: nackend. Doch die Kollektionen, die das deutsche Olympiateam in der Vergangenheit tragen musste, waren bisweilen so öde, dass man den unbekleideten Athletenkörper glatt vorgezogen hätte. Die gestern in Düsseldorf präsentierte Teamkleidung ist aber zumindest eins nicht: fad und grau. Die Kollektion zum feierlichen Einlaufen, erstmals auch bei den Sommerspielen von Bogner entworfen, wirken mit Jacken in leuchtendem Pinkton und ins Türkis driftendem Blau, als hätten sich die ältlichen Damen und Herren des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) gesagt: Jetzt machen wir mal was Peppiges. Was zwar etwas gezwungen daherkommt. Aber doch lockerer aussieht als die Kollektionen der Vorjahre – auch dank der engen, sportlichen Schnitte.
Bisher lief das deutsche Team bei Eröffnungsfeiern mit grauen, beigen oder grünen Anzügen und strengen Hüten ein – und sah dabei aus wie biedere Herrschaften auf Landpartie. Nun suggeriert die Kleidung mit engem, sportlichem Schnitt eher Leichtigkeit und Lockerheit.
Das wirkt so farblich freundlich, dass sogar fast der Eindruck erweckt werden könnte, das deutsche Olympioniken-Team fahre in 94 Tagen zum Shoppen und Clubben nach London. Doch nur der Look für den Einmarsch wirkt so harmlos bis heiter.
Der zweite Dress, der für die Wettkämpfe, kommt mit aller nötigen Entschlossenheit daher: Die minzgrünen Jacken und Sweater zu schwarzen Trainingshosen erinnern an die Auswärtstrikots der Fußballnationalelf. Bei den Siegerehrungen steigen die Athleten in Schwarz-Weiß und mit roten Polohemden aufs Treppchen. Nüchterne Message: We’ve done it.
Postgender ist das nicht gerade, was der DOSB mit den pinken Jacken für die Frauen und hellblauen für die Herren veranstaltet. Aber immerhin besser als früher. Und sogar besser als nackt. JENS UTHOFF