Altona trockengelegt

Eltern wollen Lehrbecken der Schule Mendelssohnstraße retten. Weil auch das Bismarckbad schließt, wären Altonas Kinder sonst ganz ohne Wasser

Von Kaija Kutter

Der Konflikt ums Schulschwimmen in Hamburg ist noch lange nicht beigelegt. Jetzt regt sich in Altona Protest gegen die von Bäderland GmbH und Bildungsbehörde gefundene Lösung, die zehn schulischen Lehrschwimmbecken zu schließen und dafür die öffentlichen Bäder in Wandsbek und Bramfeld zu retten (taz berichtete). Eltern und Kinder der Schule Mendelssohnstraße übten gestern schon mal „Trockenschwimmen auf dem Rasen“, weil im August ihr Schulbad schließen soll.

Experten hatten Anfang April auf einer Bürgerschaftsanhörung einhellig erklärt, diese in der Regel zehn mal acht Meter großen Becken wären „zu klein und zu flach“, um Kindern dort den Freischwimmer abzunehmen. „Dass die Kinder dort gar nicht schwimmen lernen, stimmt einfach nicht“, erklärt Elternsprecherin Andrea Boennen. Zumindest das Frühschwimmerabzeichen „Seepferdchen“ werde vom DLRG nach Schwimmkursen auch in diesen Becken abgenommen. Auch würde das Becken noch von drei weiteren Schulen, einer Kita, einem Hort, einer Seniorenschwimmgruppe und einem Kurs des Präventionszentrums „Moby Dick“ genutzt.

Was die Eltern aber vor allem empört, ist die gleichzeitige Schließung zweier Altonaer Bäder. Da auch das Bismarckbad im September dichtmachen soll, stehen nach den großen Ferien 14 Altonaer Schulen ohne Schwimmfläche da. „Die nächsten Bäder liegen in St. Pauli und Blankenese, und selbst dort ist nicht sicher, ob die freie Kapazität haben“, empört sich auch die SPD-Abgeordnete Britta Ernst, die der Bildungsbehörde „organisierte Verantwortungslosigkeit“ vorwirft. Kindern das Schwimmenlernen zu verweigern sei „schlicht gefährlich“.

Bildungsstaatsrat Reiner Schmitz hatte bei der Schulausschusssitzung am 24. Mai erklärt, seine Behörde habe die „Zusicherung“ der Bäderland GmbH, dass auch in Altona „hinreichend Fläche“ für den Schwimmunterricht zur Verfügung stehe. Bäderland-Sprecherin Kirsten Morisse konnte dazu gestern „nichts sagen“.

Behördensprecher Alexander Luckow verweist darauf, dass das neue Konzept, wonach Bäderland den Schwimmunterricht übernimmt, erst zum Schuljahr 2006/2007 greifen soll. „Bis dahin“, so Luckow, würden auch in Altona die „Einzelheiten“ organisiert sein. Sollte das Bismarckbad bereits im September schließen, wäre eine „Verlagerung des Schwimmens in die Budapester Straße oder Alsterschwimmhalle denkbar“.