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Schiller lustvoll(Eine Antwort auf „Goethe lustlos“ von Christian Maintz, Die Wahrheit vom 13. 8. 2009)
Lieber Freund, ich bin empört,was man so von Ihnen hört.
Ich hab’s von Ihrem Sekretär, und Eckermann bürgt für Gewähr.
Sie hätten jüngst zu Haus beim Weinezu ihm auf eine nicht sehr feine
Art über deutsche Frau’n geflüstert.Gesagt, dass denen nach nichts lüstert.
Gemeint, das Weib in uns’ren Breiten ließ sich nur schwer zur Lust verleiten.
Dagegen möcht’ ich protestieren. Sie lüstern nicht nur, nein, sie gieren!
Kaum kehr ich heim zu meiner Lotte, zerrt sie mich schon ins Bett, die flotte.
Doch nicht nur sie allein, mein Bester, auch ihre Freundin, ihre Schwester.
Und bin ich matt nach wildem Ritte,dann flehen alle: Weiter, bitte!
So sind die Frauen uns’res Landes, ob hohen oder niedern Standes.
Ihr Urteil, Freund, gibt mir zu lachen. Denn Leidenschaft muss man entfachen.
Drob hört man Frauen-Lustgetriller auch nicht bei Goethen, nur bei Schiller.
Ursula Runde