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Archiv-Artikel

Neue Sparrunde bei VW

Billigeres Material und Personal sollen 2006 dem Konzern 2 Milliarden Euro bringen

HANNOVER taz ■ Einsparungen und Kostensenkungen werden bei Europas größtem Autobauer Volkswagen zur Daueraufgabe. Gestern kündigte Vorstandschef Bernd Pischetsrieder an, die Sparschraube 2006 weiter anzuziehen. Bis 2008 wolle er „nochmals mehr als 4 Milliarden Euro Ergebnisverbesserungsmaßnahmen“ durchsetzen. Die Summe soll sowohl durch Einsparungen als auch durch höhere Leistung erzielt werden. Bis Jahresende läuft bei VW noch das Effizienzprogramm ForMotion, das schon 3,1 Milliarden Euro sparen sollte. Nun sollen Material- und Personalkosten schon im kommenden Jahr um jeweils eine weitere Milliarde gedrückt werden.

Pischetsrieders großes Problem ist die Stammmarke VW und dort ausgerechnet das wichtigste Modell: Der VW Golf ist nur noch mit dicken Rabatten an den Kunden zu bringen. Mit der Polarisierung der Gesellschaft in Arm und Reich scheint der Normalverdiener und Golf-Fahrer zunehmend seltener zu werden.

Pischetsrieder vertraut bei der Konsolidierung von VW auf den neuen Chef der Kernmarke, Wolfgang Bernhard. Der will demnächst mit mehreren hundert Experten in eine „Kostenklausur Golf V“ gehen, die sich nicht nur die Preise der Zulieferer, sondern den gesamten Fertigungsprozess vornehmen soll.

Zuweilen gehen die VW-internen Sparvorschläge allerdings schon ins Absurde. So ist für das Wolfsburger Stammwerk eine Rückkehr zum 10-Stunden-Tag im Gespräch, eine Arbeitszeit, wie sie vor dem Ersten Weltkrieg üblich war. Danach würde es zwar bei der per Haustarif festgeschriebenen 28,8-Stunden-Woche bleiben, die Beschäftigten könnten aber im wöchentlichen Wechsel montags bis mittwochs oder donnerstags bis samstags jeweils drei 10-Stunden-Schichten kloppen.

Das Management rechnet sich – weil Zulagen wegfallen – Einsparungen von 67 Millionen Euro pro Jahr aus. Der Betriebsrat sperrt sich allerdings und verweist auf die monatliche Einkommenseinbuße von rund 300 Euro pro Beschäftigtem – und auf die geringere Produktivität bei einer Arbeitszeit von zehn Stunden am Stück.

JÜRGEN VOGES