das wetter: Amtsschimmel
Es roch. Die Samtgemeinde war verwaltungstechnisch am Limit. Der Zweigstellenverweser hatte sich letzten Dienstag final in das Weserbergland aufgemacht. Einzig die Portokasse mit einigen wenigen abgestempelten Briefmarken blieb zurück im Amt. Alle Akten, auch solche ohne Vermerk, obwohl es davon nur drei gab, die restlichen 856.908 hatten teils mehr Vermerke als die Vorlagen hergaben, von den Wiedervorlagen ganz zu schweigen, sämtlich alle Samtgemeindeakten hatte der Zweigstellenverweser mitgehen lassen ins Weserbergland. Jetzt wehte nur noch ein fader Geruch von Aktenabgesang durch die Zweigstelle der Samtgemeinde, die stets namenlos geblieben war, weil man sich nicht hatte einigen können auf einen Namen. Zu diesem Dissens gab es über all die Jahrzehnte und Jahrhunderte auch mehr als reichlich Aktenvermerke. Ein Fest für jeden Amtsschimmel, ob hoch zu Ross oder tief in der Tinte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen