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wortwechselMenschen aus Gaza nicht im Stich lassen

Krieg zeigt immer die Abgründe der Menschheit. Wie konnte es so weit kommen, dass die Hamas Israel angreift? Die Angst ist groß, dass der Krieg weiter eskaliert

Zerstörung des Stadteils al-Rimal in Gaza-Stadt Foto: Samar Abu Elouf/NYT/Redux/laif

„Regierung im Notstand“, „Gazastreifen blockiert“ u. a. Reaktionen zum Krieg

taz vom 10., 11. und 12. 10. 23

Frauen und Kinder raus aus Gaza

Eigentlich gilt der israelische Geheimdienst als sehr effektiv. Insofern warte ich nun auf die Erklärung, wie es zu dem entsetzlichen Massaker der Hamas kommen konnte. Unterdessen soll gesagt worden sein, dass ein israelischer Kampf gegen Tiere stattfinde, dass man den Stall ausmisten werde. Strom, Gas und Wasser sowie Lebensmittelzufuhr würden abgestellt. Löst endlich die schwelenden Konflikte und blutigen Kriege! Lasst auf der Welt die Frauen und Kinder in Ruhe, lasst wenigstens die Frauen und Kinder aus dem Gazastreifen raus! Das wäre in meinen Augen eine Demonstration wert, nicht die palästinensischen Terroristen und auch nicht die israelischen Ultrarechtsnationalisten. Roswitha ­Halverscheid, St.-Léger-sur-Vouzance

Keine anderen Lösungen?

„Im Krieg schaut man in die Abgründe der Menschheit“, Zitat der Autorin und Lyrikerin Monika Kühn-Görg (*1942)

Krieg empfinde ich immer als einen sehr schlimmen Zustand, ganz egal wo er auch stattfindet, und ich frage mich deshalb, wieso es so weit kommen konnte und musste und ob es nicht auch andere Lösungen geben hätte. Es gibt (gefühlt) immer eine Alternative, alternativlos ist im Grunde nichts, aber diese anderen Möglichkeitenwerden gefühlsmäßig immer seltener. Lieber man haut gleich ganz ordentlich dazwischen, ganz egal wie viele, meist unschuldige Menschen, für diesen „Wahnsinn Krieg“ mit ihrem Leben bezahlen müssen. Riggi Schwarz, Büchenbach

Unsere Mitschuld

Ich frage ich mich angesichts der fast totalen Solidaritätsbekundungen gegenüber dem israelischen Volk (die ich angesichts der – vorhersehbaren? – Gräuel auch teile), ob „wir“, die ja damit auch beteiligt sind, nicht absehen konnten, dass es angesichts der Lage im Gaza irgendwann einmal zum Knall kommen würde. Wir haben doch auch zugeguckt und den eher undemokratischen Netanjahu einseitig hofiert, obwohl er seine Macht aus der Zustimmung einer radikalen Sekte bezieht, die mit den Verweis auf angeblich heiliges Land den Palästinensern eigene Gebiete zum Überleben streitig macht. Wäre eine Unterstützung des Demokratiebewegung Israels und damit gegen diese Regierung nicht wichtiger gewesen, als einen die Demokratie gefährdenden Ministerpräsidenten, der noch ständig Öl ins Feuer des Konflikts schüttet, noch zu hofieren? Die Schuld, die unser Handeln und unsere Unterstützung bestimmt, gilt doch der ganzen jüdischen Gesellschaft (und ihrem Recht auf Selbstbestimmung im Rahmen des Völkerrechts) und da sehe ich das als Einmischung in den innenpolitischen Prozess, wenn wir einseitig umstrittene Politiker als Vertreter Israels unkritisch empfangen, wohl wissend, dass es schwieriger wird, auf einen Friedenprozess hin mitwirken zu können.

Wir sollten doch viel mehr diplomatische und humanitäre Maßnahmen, z. B. in Richtung Ägypten, die die Menschen aus Gaza ja auch im Stich lassen, ergreifen, die letztlich auch dem Volk Israels nützen, wenn die Terroristen weniger Mitstreiter und Waffen bekommen. Die radikal Zündelnden gibt es auf beiden Seiten!

Dietmar Rauter, Kronshagen

Nur zwei Möglichkeiten

Dass die Falken eine so große Rolle spielen können und einen so stabilen Rückhalt genießen, liegt auch an den Lebens­umständen im Gazastreifen, der eigentlich ein Freiluftgefängnis für 2 Millionen Menschen auf engsten Raum ist. Die Menschen in den noch immer rechtswidrig von Israel besetzten Gebieten im Westjordanland werden auch immer wieder von radikalen Siedlern und der israelischen Armee terrorisiert.

Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder die PalästinenserInnen verstehen die Geschichte der Verfolgung der JüdInnen und ihren Wunsch nach Sicherheit in einem eigenen Staat; und die Israelis verstehen, dass sie ihren Staat auf einem fremden Teretorium gegründet haben und entschädigen die PalästinenserInnen entsprechend. Oder es gibt die militärische Lösung: Die Israelis töten und vertreiben die Menschen in Palästina aus dem Land, das ihnen ursprünglich gehörte. Die israelische Regierung unter Netanjahu prä­ferierte offensichtlich die militärische ­Lösung.

In der militärischen Logik wird Israel den Gazastreifen plattmachen, und da die Bevölkerung nicht fliehen kann, werden tausende sterben. Wenn jetzt der Westen Israel in seiner erbarmungslosen Zerstörungswut im Gazastreifen unterstützt, ist die Glaubwürdigkeit des „Westens“ im Rest der Welt, für Menschenrechte einzustehen, perdü. Hoffen wir, dass sich die Hardliner in Israel und Palästina eines Besseren bedenken.

Anonym, Name der Redaktion bekannt

Hirnforschung

„Handeln mit Hirn“,

wochentaz vom 7. 10. 23

Ganz großen Dank an euch und an die Autorin für diesen Artikel! Das Problem des Auseinenderklaffens von rationalem Wissen um Gegebenheiten/Notwendigkeiten und realem Handeln wird endlich einmal (soweit ich es überblicke) sachgerecht behandelt.

Ergänzend möchte ich anregen, zu der Frage nach den Gründen auch eine/n Psychoanalytiker/in zu befragen. Die Bedeutung unbewusster Gefühle, Erfahrungen als Lernbasis und daraus erwachsender Motive klingt im Artikel zwar an, hat aber tatsächlich ein sehr großes Gewicht für menschliches Verhalten und ist eine eigene Darstellung wert.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich der gesamten Redaktion danken: In jeder ­Ausgabe finde ich eine Menge informativer und thematisch wichtiger Beiträge für das eigene Nach- und Weiterdenken. ­Dafür großen Dank, und bitte nicht nachlassen!

Eberhard Rumpf, Burgdorf

Lied „Bella ciao“

„Die erfundene Tradition“,

wochentaz vom 30. 9. 23

Ich war 1954 als Junger Pionier zum Zweiten Deutschlandtreffen in der Pionier­republik Wuhlheide. Erstmals kam ich dort mit ausländischen Pionieren zusammen, unter anderen mit italienischen. Von ihnen hörten wir das Lied und waren tief beeindruckt. Am nächsten Tag hingen an den Kiefern im Lager Zettel mit dem deutschen Text von „Bella ciao“, und alle sangen das Lied. Viele Jahre später erst wurde es auch im Musikunterricht ­gesungen. Ein Lied in einfachen Worten, aber gut und aktuell. Anneliese Domrös

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