Stalins Schnauzer

DGB Vor dem Brandenburger Tor macht ein spanischer Genosse Stimmung

Bunt war sie, die traditionelle 1.-Mai-Demo des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), vielfältig und tolerant. Vorn ging die Senatorin für Arbeit und Integration, Dilek Kolat (SPD), hinten trugen türkische Linke ein Stalin-Bild auf ihrem Transparent. Überhaupt: Schnauzbärte waren Trend. Auch der von Günter Grass war auf dem Plakat linker Iraner zu sehen, daneben stand: „Grass hat recht“. Und Schnauzer trug auch Ramon Gorriz, der spanische Gewerkschafter und Gastredner, der GEW-Chef Ulrich Thöne blass dastehen ließ.

„Compañeros y Compañeras“ – das klingt nicht nur bei 30 Grad im Schatten viel schöner als „Kolleginnen und Kollegen“. Und die bösen Absichten der „Señora Merrrrkel“ klingen im Spanischen auch gleich viel deutlicher durch. So bekam Gorriz schon Applaus, bevor seine Worte überhaupt übersetzt worden waren. Ein sozial gerechtes Europa forderte er – und es war echte 1.-Mai-Stimmung da, als er die Gewerkschaften als „Bollwerk gegen den Angriff der Märkte“ lobte.

Lange hielten es die gut 12.000 TeilnehmerInnen des Zugs nicht vor der Bühne am Brandenburger Tor aus: Es war schlicht zu heiß, selbst Bier wurde kaum verkauft. Getrunken wurde später – das ließ jedenfalls die Erklärung einer Teilnehmerin vermuten, warum sie überhaupt da war: Bevor man sich abends auf dem Myfest besaufe, müsse man „doch wenigstens vorher auf eine ordentliche Demo gehen“. AKW

Dresscode: Der Renner ist eindeutig das karierte Kurzärmlige. Kaschiert Schweißflecken

Klassenkämpferischer Anspruch: Stalin war auch da

Wichtigste Forderung: Mehr soziale Gerechtigkeit! Mehr Schatten!

Dümmster Spruch: „Wir brauchen einen starken Willen wie bei einer Entwöhnungskur!“ (GEW-Chef Ulrich Thöne)

Partyqualität: null