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Archiv-Artikel

Ruhrgebiet wirbelt weniger Staub auf

Im Kampf gegen die Feinstaubbelastung stellen Umweltschützer den Ruhrgebietskommunen ein gutes Zeugnis aus. Die Sofortmaßnahmen zeigen erste Wirkung. Doch weitere Fortschritte hängen von der Bundespolitik ab

RUHR taz ■ Es tut sich was in Sachen Feinstaub im Ruhrgebiet: Nachdem viele Kommunen zu Beginn des Jahres beinahe täglich die Grenzwerte für Feinstaub in der Luft überschritten haben, zeigen die Gegenmaßnahmen nun offenbar erste Wirkung.

Die Feinstaub-Richtlinie legt fest, dass Bürger vor Gericht klagen dürfen, wenn die Feinstaubbelastung an 35 Tagen im Jahr die Höchstgrenze von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft überschreitet. Da der Grenzwert an Messpunkten in Dortmund und Düsseldorf bereits im Frühjahr überschritten worden war und Bürger Klagen angedroht hatten, entwickelten beide Städte Sofortmaßnahmen und Aktionspläne, um die Luftverschmutzung zu reduzieren.

„Seit die Maßnahmen greifen, gibt es keine Überschreitung der Grenzwerte mehr“, erklärt Heinrich Bornkessel vom Dortmunder Umweltamt. Die Stadt hatte im April beschlossen, die Brackeler Straße, einer der Haupteinfallstraßen in die Innenstadt, täglich zu reinigen, um den Staub zu binden. Zudem wurde eine neue Ampel installiert, die das ständige Stop-and-Go-Fahren vermeiden soll. Wichtiger jedoch ist, dass Lkw über 7,5 Tonnen die Straße nicht mehr in Richtung Innenstadt befahren dürfen. Bornkessel räumt allerdings ein, dass das Klima den Kommunen in die Hände spielt: „Im Herbst und Winter ist die Belastung einfach höher.“

Auch in Essen, wo der Grenzwert bisher noch nicht überschritten wurde, arbeitet man zurzeit an Aktionsplänen für die beiden „Hot Spots“ Gladbecker Straße und Hombrucher Straße. So dürfen Fahrzeuge mit einem Gewicht von mehr als 3,5 Tonnen die Gladbecker Straße in südlicher Straße nicht mehr befahren. Zudem gibt es einen „Plan B“, der eintreten könnte, falls die Sofortmaßnahmen nicht reichen: So könnte langfristig die städtische Fahrzeugflotte auf Erdgasfahrzeuge umgerüstet oder die gesamte Straße für Dieselfahrzeuge ohne Rußfilter gesperrt werden. Bürgerinitiativen gehen die bisher angekündigten Maßnahmen jedoch nicht weit genug, zudem kritisieren sie, dass die Messungen der Stadt irreführend sind: „An der Gladbecker Straße ist der Messpunkt an der windabgewandten Seite aufgestellt worden“, so Horst Pomp vom Runden Umwelttisch Essen.

Werner Reh vom Bund für Umwelt und Naturschutz stellt den Ruhrgebietskommunen dennoch ein positives Zeugnis aus: „Düsseldorf, Essen und Dortmund sind den anderen deutschen Großstädten voraus“, sagt Reh. Vor dem Hintergrund der drohenden Klagen habe sich in vielen Ruhrgebietskommunen etwas bewegt, so der Verkehrsexperte. Nun sei jedoch der Bundesrat in der Pflicht: „Die Aktionspläne sind schön und gut.“ Aber letztlich helfe es nur, wenn der Bundesrat die Kennzeichnungspflicht für schadstoffarme Fahrzeuge einführe. „Dann können die Kommunen Dreckschleudern aus dem Stadtgebiet verbannen.“ ULLA JASPER