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berliner szenenKleine Auszeit im Elmum

Nach einem Urlaub in Alanya schwärmt meine Tochter von der Türkei. Während es ihr dort erst unheimlich war, auf der Straße oder in Cafés von Fremden in die Backen gekniffen oder gekitzelt zu werden, meint sie nun: „Ich vermisse die Türkei. Da waren alle so nett. Hier beachten mich die Menschen gar nicht.“

Wie nachhaltig beeindruckt sie vom Erlebten ist, merke ich, als sie eines Abends nach einer halben Stunde heimlichen Werkelns erklärt: „Ich habe ein Elmum vorbereitet.“ Sie stemmt die Hände in die Hüften und erklärt: „Ein Elmum ist ein Hamam nach meiner Art.“ Sie führt mich ins Bad. Dort hat sie verschiedene Schalen mit Wasser aufgestellt. „Erst einmal,“ erklärt sie, „werden die Haare gereinigt.“ Sie fordert mich auf, meinen Kopf in eine der Schüsseln zu tauchen. Ich folge ihrer Anweisung. Sie seift meine Haare ein und wäscht sie aus. „Jetzt“, meint sie im Anschluss, „musst Du Dich aufs Sofa setzen und den Tee trinken, den ich gemacht habe. Dabei kommt es darauf an, dass Du an nichts denkst.“

Ich grinse in mich hinein: So ähnlich habe ich ihr das Ritual erklärt, als wir in einem traditionellen Hamam nach Sauna, Dusche und Dampfbad beim Warten auf die abschließende Massage einen türkischen Tee serviert bekamen und sie ungeduldig fragte, wann es endlich weiterginge. Nach meinem ersten Schluck Tee fragt sie sofort: „Und? Schon leer im Kopf?“ Ich nicke. Sie meint: „Gut. Dann kommt jetzt der wichtigste Teil. Wir taufen uns auf unsere Spitznamen und essen die Reste der türkischen Süßigkeiten.“

Ich schiele auf die Uhr. Es ist beinahe Schlafenszeit. Meine Tochter sieht mich streng an: „Im Elmum ist Handyverbot.“ Ich versuche mich zu rechtfertigen: „Ich habe nur kurz auf die Uhr geguckt.“ Sie schüttelt den Kopf: „Zeit gibt es im Elmum nicht. Es dauert, solange es dauert.“

Eva-Lena Lörzer

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