: Kein Anschluss
Polens PiS-Chef hebt nicht für jeden ab
Das gute alte Telefonat empfiehlt sich eigentlich für Gespräche mit besonders unangenehmen Kandidaten, vulgo Arschlöchern oder „unbequemen Partnern“, wie es in der Spitzenpolitik euphemistisch heißt. An der Strippe ohne Bildverbindung kann man dem unseligen Gesprächspartner noch straflos Stinkefinger wie Vogel zeigen, während man in Unterhose auf dem Sofa herumfläzt und durch das lautlos gestellte Fernsehen zappt. Das Telefonat ist eine Wohltat für Seele und Weltfrieden. Doch gestern erreichte uns ein alarmierender Anruf aus Polen: „PiS-Chef Kaczyński lehnt Telefonat mit Scholz ab“, hauchte dpa ganz waidwund in den Fernsprecher. Damit ist die letzte Quasselstrippe zwischen den zerstrittenen Regierungen gekappt. Künftig werden Weichsel-Rechtsaußen und Piraten-Kanzler nur mehr obszöne Emojis per Messenger austauschen. Doch halt, das abgesagte Telefonat war bloß fiktiv. Nur in einem Werbespot seiner Partei hatte der große Vorsitzende dem aufdringlichen Deutschen eine Abfuhr erteilt. Und dass der östliche Nachbar im Wahlkampf auf antideutsche Ressentiments setzt, ist ja wirklich absolut kein Grund zur Besorgnis.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen