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Kein Anschluss

Polens PiS-Chef hebt nicht für jeden ab

Das gute alte Telefonat empfiehlt sich eigentlich für Gespräche mit besonders unangenehmen Kandidaten, vulgo Arschlöchern oder „unbequemen Partnern“, wie es in der Spitzenpolitik euphemistisch heißt. An der Strippe ohne Bildverbindung kann man dem unseligen Gesprächspartner noch straflos Stinkefinger wie Vogel zeigen, während man in Unterhose auf dem Sofa herumfläzt und durch das lautlos gestellte Fernsehen zappt. Das Telefonat ist eine Wohltat für Seele und Weltfrieden. Doch gestern erreichte uns ein alarmierender Anruf aus Polen: „PiS-Chef Kaczyński lehnt Telefonat mit Scholz ab“, hauchte dpa ganz waidwund in den Fernsprecher. Damit ist die letzte Quasselstrippe zwischen den zerstrittenen Regierungen gekappt. Künftig werden Weichsel-Rechtsaußen und Piraten-Kanzler nur mehr obszöne Emojis per Messenger austauschen. Doch halt, das abgesagte Telefonat war bloß fiktiv. Nur in einem Werbespot seiner Partei hatte der große Vorsitzende dem aufdringlichen Deutschen eine Abfuhr erteilt. Und dass der östliche Nachbar im Wahlkampf auf antideutsche Ressentiments setzt, ist ja wirklich absolut kein Grund zur Besorgnis.

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