: „Entlüften“ von SUVs hat Tradition
Klimaschützer gingen im Berliner Norden um und sorgten für platte Reifen von Geländewagen
Erneut haben vermutlich Klimaschützer Luft aus Reifen zahlreicher Geländewagen in Berlin gelassen. An diesem Wochenende traf es die Besitzer von SUVs am Stadtrand im Berliner Norden in den Bezirken Pankow und Reinickendorf. Bis Montagmittag gingen bei der Polizei Anzeigen zu 88 Autos ein, die von ihren Besitzern mit platten Reifen vorgefunden wurden. An vielen Fahrzeugen hingen Flugblätter der Gruppe „The Tyre Extinguishers“ (deutsch: Die Reifenlöscher). Diese Gruppe ist nach eigenen Angaben in vielen deutschen und europäischen Städten unterwegs und lässt wegen des Klimaschutzes Luft aus den Reifen der „unnötigen Fahrzeuge“.
In der Nacht zu Samstag traf es die meisten SUVs in den Pankower Stadtteilen Karow, Französisch Buchholz und Blankenburg. In der Nacht zu Sonntag waren Waidmannslust, Lübars und Wittenau im Bezirk Reinickendorf dran. Der für politische Straftaten zuständige Staatsschutz der Polizei ermittelt.
Seit 2021 sind in Berlin viele Hundert derartiger Fälle bekannt geworden. Bis zum ersten Halbjahr des laufenden Jahres waren insgesamt schon mehr als 600 Anzeigen aus zahlreichen Stadtteilen eingegangen.
Luftablassen aus Autoreifen hat in linken Kreisen schon eine gewisse Tradition. Schon vor rund 15 Jahren sorgten in Berlin Klimaktivist:innen für Wirbel, weil sie mit ihren Aktionen „auf die möglichen Auswirkungen der Nutzung hochmotorisierter Autos für den Klimawandel hinwiesen“.
Damals ermittelte sogar der polizeiliche Staatsschutz gegen die Luftablasser. Ihre Anwälte bezweifelten hingegen, dass es sich beim Aufdrehen der Reifen um Sachbeschädigung handele. Zwei Jahre später wurde das Trio verurteilt – zu einer glimpflichen Geldbuße von je 400 Euro. (dpa, taz)
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