: Ecce Equus Przewalski!
Auch bei Pferds gehts zu wie bei Menschs
Heiß war es am Mittwoch, so heiß, dass wir mit letzter Kraft einen brandheißen Jubelschrei ausstießen: „Endlich, endlich eine Equus-Ferus-Przewalski-Meldung! Endlich Przewalski-Pferde-News!“, riefen wir, und siehe, es war gut, denn die Meldung, die uns die dpa aus dem ungarischen Debrecen sandte, ist höchst aufschlussreich.
Demnach haben „ungarische Forscher das Familienleben der Przewalski-Pferde enträtselt“. Hut ab! „Mit Hilfe von Drohnen“ lösten sie jetzt die brennend heiße Frage, wie die Hotte-Hüs etwa Weihnachten überstehen, ohne sich totzuschlagen, oder ob sie auch Hochzeitstage vergessen. Und siehe da, es geht bei den Hotte-Hüs zu wie bei Kasupkes.
Denn „Pferde in freier Natur leben in Harems zusammen, die aus einem Hengst und mehreren Stuten sowie dem gemeinsamen Nachwuchs bestehen.“ So was soll auch beim Menschen vorkommen, ja, dort soll es Harems geben, aber auch andere unmodernere Familienformate. Patchwork-Familien, Nullkindfamilien, Vater und Sohn, Mutter und Tochter – alles möglich unter einem, zwei oder noch mehr unfriedlichen Dächern.
Was das jetzt mit Przewalski-Pferden zu tun hat? Viel! Die Debreciner Forscher fanden bei ihren Drohnenstudien im „Nationalpark Hortobagy in der Hortobagy-Puszta im Osten Ungarns“, heraus, dass, „wenn sich Stuten verschiedener Familienverbände häufig nahe beieinander bewegen, die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sie sich künftig dem gleichen Harem anschließen“. Potzblitz!
Und es kommt noch dicker: „Die Methode lasse sich nutzen, um Gruppendynamiken zu rekonstruieren und vorherzusagen“, schreibt die Wissenschaft. Denn: „Auch andere Tierarten leben in ähnlich verschachtelten Gemeinschaften: Primaten, Elefanten oder Wale, und auch der Mensch.“ Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Der Mensch lebt wie das Przewalski-Pferd in „verschachtelten Gemeinschaften“!
Dass wir darauf noch nicht gekommen sind! Deshalb kracht es so häufig bei Menschs, ob zu Weihnachten oder beim Müllrunterbringen, von Schlachtfeldern ganz zu schweigen: Wegen des Przewalski-Pferds! Echt verschachtelt, das alles. Friede wenigstens den guten Przewalskis!
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