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Wenn es die Tradition ein bisschen blutig will

Unweit des Ahrtals liegt das kleine Eifeldorf Rodder. Wie in jedem guten Provinznest findet auch hier eine jährliche Kirmes statt. Höhepunkt: das traditionelle „Hahneköppen“.

Im Ort wird ein Seil gespannt, an dem, kopfüber, ein toter Hahn baumelt. Die Junggesellen des Dorfes, selbstredend als Verein organisiert, versuchen nun reihum, mit verbundenen Augen und einem riesigen Säbel zur Hand, das Federvieh zu köpfen. Der blutige Brauch, gepflegt in vielen Ortschaften der Region, hat seinen Ursprung wohl in der Zeit der Besetzung durch Napoleon – der gallische Hahn gilt als Symbol Frankreichs.

Dieses Jahr ist das Federvieh besonders zäh. Erst nach zwei langen Stunden – die das Spektakel begleitende, dreiköpfige Dorfkapelle hat ihr musikalisches Repertoire längst überreizt – fliegt endlich der Hahnenkopf hoch über die Zu­schaue­r*in­nen hinweg. Großer Jubel bei den Junggesellen, die den Sieger hochleben lassen – er ist der neue „Hahnekönig“.

Rodder

240 Ein­wohner*innen.

Die Ortsgemeinde in Rheinland Pfalz war auch mal preußisch und vermerkt sonst in ihrer Historie zwei traurige Jahre: 1667 suchte die Pest den Ort heim, 1857 wurden bei einer Brandkatastrophe 13 Gebäude zerstört.

Sein Gewinn, nebst Federschmuck des toten Tiers: die Wahl einer „Hahnekönigin“ aus den beiwohnenden Zuschauerinnen. Die Kapelle stimmt einen Walzer an und das neue Traumpaar des Dorfes bittet zum Tanz. Robin Schmitgen

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