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Drecksbilder Lucy Beechs „Waste“-Videos beeindrucken in Oldenburg

„Sapperloot wat was dat prachtig“, so hatte Vincent van Gogh 1882 nach dem Besuch der Müllhalde von Den Haag gejubelt – und im Abfall und im Umgang der Welt mit ihm ein unerschöpfliches Reservoir für einen neuen Begriff von Schönheit entdeckt, der sich dem alten schroff entsetzte: Kunst aus Dreck, aus „vuilnis“, aus abjekter Materie? Undenkbar bis dahin. Zu dieser Urszene moderner Ästhetik kehrt das Oldenburger Edith-Russ-Haus für Medienkunst mit der Ausstellung „Working with Waste“ von Videokünstlerin Lucy Beech zurück: Sie blickt mit forscher Neugier auf den Müll der Welt, hält die Praktiken des Umgangs mit ihm – wie hier das Kärchern eines Melkstandes – in ungewöhnlichen Perspektiven fest, die sie im ständigen Austausch mit Dichtern, Wissenschaftlern, Technologen, Historikern und anderen Filmschaffenden entwickelt. Beechs Filme erzeugen durch die Verschmelzung hybrider Materialien Erzählungen, regelrechte Drehbücher auf der Schwelle zwischen Dokumentation, Fiktion und Poesie: Ekelhaft und schön, poetisch und problematisch zugleich. Absolut sehenswert und noch zu sehen bis 1. 10. ⇥ Foto: Filmstill: Lucy Beech

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