Schraube der Aufklärung

Keine Zeckenplagen mehr: „Monitor“ wird 40 und soll wie alle ARD-Politmagazine um 15 Min. verkürzt werden

KÖLN taz ■ Die Regie gestand der Diskussionsrunde noch eine Viertelstunde zu, dabei war bereits alles gesagt beim Festakt zum 40sten Jubiläum des ARD-Politmagazins „Monitor“ gestern im Kölner Mediapark. Und um eine Viertelstunde feilschen auch die Macher des Ersten, seitdem Programmdirektor Günter Struve die Verlegung der Tagesthemen auf 22.15 Uhr durchgedrückt hat. Bei der Intendantensitzung kommende Woche sollen die Politmagazine von 45 auf 30 Minuten gekürzt werden.

Gerade zum Jubiläum ihres Meinungsmagazins hat sich „Monitor“-Moderatorin Sonia Mikich natürlich eine andere Debatte gewünscht. Die „herbeigeredete Krise“ spiegele sich nicht in den Quoten, beharrte sie. Schließlich würden regelmäßig 3 bis 4 Millionen Zuschauer bei Monitor einschalten. Ob sich das ändern würde, wenn nur noch 30 Minuten Zeit blieben für das „ständige Drehen an der Schraube der Aufklärung“ (Mikich), wagte Programmdirektor Struve zu bezweifeln. So viele Beiträge in eine Sendung widersprächen doch dem angeblichen Anspruch auf Tiefgang. FAZ-Medienredakteur Peter Hahnfeld stellte sich vor Mikich: Die Kürzung auf 30 Minuten wäre der „Einstieg in den Ausstieg“ aus den Politmagazinen.

Leider kann auch in 30 Minuten viel Lärm um nichts entstehen, zum Beispiel mit der alljährlich wiederkehrenden Zeckenplage, die im Politmagazin – auch nach einhelliger Meinung des Podiums – nichts zu suchen hat. Mikich sparte selbst nicht mit Kritik an solchen „Fehlentwicklungen“ und empfahl sich damit als Frontfrau einer neuen Politcombo im Ersten. Mit drei oder vier Magazinen könnte die ARD das Land schließlich immer noch aufklären – und Zeckenplagen einfach ignorieren. Zumindest WDR-Fernsehdirektor Ulrich Deppendorf kann sich das vorstellen: drei Magazine mit drei Moderatoren, die auf nur einem 45-Minuten-Sendeplatz wöchentlich wechseln.

In diesem Stil debattierten die Gäste scharf, aber trotzdem gesittet. Wo sich bei Christiansen längst die Stimmen überschlagen hätten, pöbelten sich die Antagonisten manierlich an. Als taz-Chefredakteurin Bascha Mika als Moderatorin der Runde fragte, wem denn „Monitor“ mal so richtig weh tun wolle, warf Mikich lächelnd ein: „Dem Programmdirektor.“

Der einzige konkrete Vorschlag zur Veränderung von „Monitor“ selbst war übrigens ein rückwärts gewandter: Das „Kreuzfeuer“ aus den Zeiten des ersten Moderators Claus-Hinrich Casdorff solle wieder lodern, ein Politiker sich von zwei Journalisten in die Mangel nehmen lassen. Festrednerin Gesine Schwan orakelte allerdings, dass sich heute kaum mehr ein Politiker auf so ein Gefecht einlassen würde. SEBASTIAN SEDLMAYR