herzensort: Wie soll ich Tschüss sagen?
Die Tür zur Wohnung, in der ich aufgewachsen bin, kann ich bald nicht mehr aufschließen. Meine Eltern ziehen aus meinem Zuhause aus. Also atme ich diesen Zuhausegeruch aus Sisalteppich und angebratenem Knoblauch beim Betreten des Flurs extra tief ein.
Wenn ich meine Füße im Sommer ein letztes Mal ins Meer halte, winke ich zum Abschied und rufe „bis bald“. Aber das geht in diesem Fall nicht, bald wohnt hier eine andere Familie. Wie soll ich also Tschüss sagen?
Ich möchte mit meinem Bruder noch einmal Milchreis aus der Tüte kochen, der uns damals so oft angebrannt ist. Die Küchentür zuknallen, sodass sich der durch meine pubertären Wutanfälle entstandene Riss noch ein Stück weiter zieht. Und vielleicht noch eine auf dem Balkon rauchen, auf dem ich an meinen ersten Zigaretten zog?
Als ich noch Zuhause wohnte und nachts oft nach ein paar Bier zu viel wiederkam, änderte mein Vater irgendwann den Code an der Haustür in mein Geburtsjahr. So wollte er sichergehen, dass ich in jedem Zustand in mein Bett finde. Immerhin diese vier Ziffern bleiben. Sophie Fichtner
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