: Angriffe auf Russland auch aus Russland
Beobachter melden ukrainische Geländegewinne. Sabotageakte mehren sich
Von Gemma Terés Arilla
Erneut berichten Medien am Montag von der seit Monaten erwarteten Großoffensive der Ukraine. Nun wurden Geländegewinne der ukrainischen Armee im Gebiet Donezk gemeldet. Das russische Verteidigungsministerium hat seinerseits mitgeteilt, Moskau habe eine „großangelegte Offensive“ der Ukraine im Donbass zurückgedrängt. In den sozialen Medien räumte unter anderem der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, ukrainische Geländegewinne im umkämpften Bachmut ein. Prigoschin selbst hatte die Stadt vor wenigen Tagen noch als „befreit“ deklariert. Ebenfalls Geländegewinne durch die Ukraine meldeten Beobachter auf Twitter – in Novodonetske und in der strategisch wichtigen Velyka Novosilka, unweit eines bedeutsamen Hafens am Asowschen Meer. Es sei ein erster Konvoi mit etwa 30 Fahrzeugen vom Typ Maxxpro und ein zweiter Konvoi mit 20 gepanzerten Fahrzeugen, darunter Leopard-Panzer, Richtung Kontaktzone unterwegs. Auch der russische Blogger und Propagandist Semyon Pegov berichtete von ukrainischen Erfolgen im südöstlichen Teil Donezks.
Auch auf russischem Territorium, nahe dem Gebiet Charkiw, soll es Angriffe gegeben haben. Die kremlfeindlichen russischen paramilitärischen Gruppierungen Russisches Freiwilligenkorps (RDK) und die Legion Freiheit Russlands reklamierten Angriffe auf eine Energieanlage im russischen Gebiet Belgorod durch eine Drohne für sich, berichtete am Montag der regionale Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow. Zu den tödlichen Angriffen am vergangenen Samstag in der Nähe der russischen Grenzstadt Schebekino veröffentlichten die Legion und das RDK Videos der Zerstörung.
Seit zwei Wochen werden Kämpfe und Angriffe in der russischen Grenzregion Belgorod registriert, kleine Sabotageakten in verschiedenen russischen Ortschaften gibt es seit Monaten. Moskau macht dafür die Ukraine verantwortlich. Kyjiw weist eine Beteiligung ukrainischer Streitkräfte jedoch immer wieder zurück. Einer am Montag veröffentlichten exklusiven CNN-Recherche zufolge hat die Ukraine ein Netzwerk von Agenten und Sympathisanten innerhalb Russlands aufgebaut, die Drohnen zur Verfügung stellen. CNN beruft sich auf US-Beamte, die ebenfalls diese proukrainischen Agenten hinter dem Drohnenangriff auf den Kreml Anfang Mai vermuten. Es gebe keine Beweise dafür, dass diese Drohnen in den USA hergestellt wurden.
Die US-Zeitung Washington Post veröffentlichte am Montag Informationen darüber, dass bei den Angriffen in Belgorod belgische und tschechische Waffen benutzt worden seien. Der Ministerpräsident Belgiens, Alexander De Croo, forderte in einem belgischen Radiosender die Ukraine daraufhin auf, „die Situation zu erklären“.
Im Telegram-Kanal „Charkow 1654“ wurden am Montag weitere Videos geteilt, in denen Mitglieder des RDK und der Legion russische Soldaten gefangen nehmen und in gepanzerten Fahrzeugen abtransportieren. Nach eigenen Angaben haben die paramilitärischen Gruppierungen bereits Dutzende von Gefangenen auf russischem Territorium gemacht, die sie dann zum Austauschverfahren den ukrainischen Streitkräften ausliefern wollen. In einem weiteren Video von Legion und RDK hieß es, dass der Gouverneur Belgorods, Gladkow, am Sonntagabend nicht zu einem Treffen mit den paramilitärischen russischen Rebellen gekommen sei, bei dem es um den Austausch von Gefangenen ging. Gladkow hatte am Wochenende die Einwohner*innen der Grenzregionen aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen – mehr als 4.000 Menschen seien bereits in provisorischen Unterkünften im Gebiet Belgorod untergebracht. Das sogenannte Polnische Freiwilligenkorps, mit Kämpfern aus unterschiedlichen Ländern, hat seine Beteiligung an Aktionen gegen den russischen Präsidenten Putin in Belgorod ebenfalls bestätigt.
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