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Archiv-Artikel

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5. UNERHÖRT! Musikfilmfestival

Zum fünften Mal steht in Hamburg die Tonspur im Rampenlicht: Filme, in denen Musik eine zentrale Rolle spielt. An diesem Wochenende gibt es im Rahmen von UNERHÖRT! 15 Dokumentarfilme zu sehen: aus aller Welt und in der bewährten Vielfalt – vom Klangforscher aus Zürich bis zum Afrobeatsänger aus Lagos. Dok-Filme, die nicht nur spielerisch die Grenzen zwischen Sub- und Hochkultur in Frage stellen, sondern mit der Musik oft auch die sozialen, gesellschaftlichen Verhältnisse thematisieren, aus denen heraus sich Musik entwickelt. Drei ausgewählte Filme aus dem Programm: ■ E Dreda ser Angolano Angola/Portugal, R: Radio Fazuma, Omengl. UT (Fr, 23 Uhr)

Es ist cool, Angolaner zu sein – so ließe sich der Filmtitel übersetzen. Eine Art bebilderte Radioshow. Gedreht mit einfachsten Camcordern. Die Bilder sind manchmal verwackelt. Und von einer atemberaubenden Unmittelbarkeit. Alles ist hier auf den Export ausgerichtet, und so kulminieren in der Hafen- und Hauptstadt Luanda bis heute die Widersprüche. Auf einem Platz rappen Jugendliche mit einem einfachen Sound-System. Zu angolanischem HipHop wird getanzt, dass sich die Knochen biegen. Kudoro wird gespielt, getanzt, diese schnelle 4/4-Musik, die sich aus dem Karneval, aus dem Socca entwickelt hat.

Let England Shake UK 2011, R: Seamus Murphy, 52 min, engl. OF (Sa, 19 Uhr)

PJ Harveys gleichnamiges Album erschien vor einem Jahr. Melancholisch, melodiös, murmelnd, mehrdeutig. PJ Harvey bat Seamus Murphy gebeten, Bilder zu ihren Liedern zu finden. Murphys Kamerabilder beziehen sich auf die Lieder, nahezu berauschend assoziativ. Auf ihre Art nüchtern, alltäglich, dabei poetisch schön. Unerwartet. Eigentlich sind es 12 Kurzfilme – entsprechend der 12 Lieder. On Battle Ship Hill ist ein ernstes, ruhiges Antikriegslied, in dem es um die Schlacht von Gallipolli geht. 1915 ließe hier, auf einer kleinen türkischen Insel, das britische Empire gegen das ottomanische Empire kämpfen. Eigentlich ist die Landschaft ein einziger großer Friedhof, so viele starben.

Lagos – Notes Of A City Deutschland 2011, R: Jens Wenkel, Omdt. UT (So, 19 Uhr)

Drei Jahre hat der Regisseur als Arzt in Nigerias Hauptstadt Lagos gelebt und gearbeitet: Die persönlichen Bekanntschaften und Erfahrungen des Arztes sind mit dem handwerklichen Können des Bilderbauers Thomas Plenert, einem Kameramann mit DEFA-Erfahrung zusammengekommen. Das Ergebnis ist ebenso spannend wie gut anzusehen. Am Anfang ist Fela Kuti zu sehen – ein Mitschnitt seines sozial engagierten Afrobeatgesanges. Danach ein Markt in Lagos, wo die Händler gemeinsam lautstark Gebete singen, um sich Umsatz zu erbeten. In einem Radiosender sind wir dabei, als ein Businessman von den Investitionschancen, möglichen Gewinnen in Lagos spricht.  GASTON KIRSCHE

Fr–So, B-Movie, www.unerhoert-filmfest.de